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Junge Bürgermeister trafen sich in Traun und Hofkirchen in Oberösterreich

Am 4. und 5. Oktober 2023 trafen sich rund 45 Bürgermeisterinnen und Bürgermeister unter 40 Jahren zu einem Austauschtreffen der „Jungbürgermeister:innen“ in Traun und Hofkirchen in Oberösterreich. Im Zentrum stand die Nachwuchsförderung in der Kommunalpolitik, das Thema Bürgerbeteiligung sowie Führen und Mitarbeiterbindung in Zeiten von Personalmangel. Das Vernetzungstreffen fand bereits zum zweiten Mal statt: Im Herbst 2022 lud der Österreichische Gemeindebund nach dem Vorbild des Netzwerks Junge Bürgermeister Deutschlands erstmalig die jungen Ortschefinnen und Ortschefs zu einem Treffen nach Wien ein. In Traun waren dieses Jahr daher auch einige deutsche Kollegen zu Gast.

Modernes Führen erfordert moderne Ansätze

©Erich Marschik
Die Gastgeber: Bgm. Karl-Heinz Koll und Bgm. Nicole Thaller ©Erich Marschik

Das Treffen startete mit einem Stadtrundgang durch Traun, bei dem Bürgermeister Karl-Heinz Koll den Kolleginnen und Kollegen einen Einblick in aktuelle und künftige Projekte in der fünftgrößten Gemeinde Oberösterreichs gab. Besonders beeindruckt zeigten sich die Gäste vom umfassenden Verkehrskonzept, das derzeit in Traun in Planung ist.

Der 33-jährige Koll hob die Bedeutung des Zusammenhalts im Bezug auf Bürgerbeteiligung hervor: „Es ist unser Ziel, die Leute zusammenzuhalten. Dafür muss man auch einmal neue Wege gehen, und die Jungen mitreden lassen. Wenn man für die Leute da ist, dann merken sie das auch.“

Im angenehmen Flair des Kulturparks Spinnerei fanden darauffolgend mehrere Impulse statt: Die Geschäftsführerin des Genießerhotels Bergergut in Afiesl, Eva Maria Pürmayer, teilte in einem Vortrag ihr Rezept für modernes, wertschätzendes Führen. Gute Führung brauche demzufolge drei Erfolgszutaten: Liebe, Lebendigkeit und Lust an der Tätigkeit und für das Team. Dafür verwendet die „Hotel-Gastgeberin“ – wie sie sich selbst bezeichnet – zum Teil unkonventionelle Ansätze, wie etwa die „Wertschätzungsdusche“. Sie gab den jungen Gemeinde-Oberhäuptern auch Tipps für den Umgang mit Generationen-Konflikten oder Frust im Arbeitsumfeld mit.

©Erich Marschik
Mentaltrainer Manuel Horeth ©Erich Marschik

Im zweiten Impuls des Nachmittags demonstrierte Mentaltrainer Manuel Horeth auf eindrucksvolle Weise die Macht des richtigen Mindsets. Die Teilnehmenden konnten sich vor allem eines mitnehmen: Erfolg ist kein Zufall, sondern lässt sich durch die richtige mentale Einstellung trainieren. Im Anschluss diskutierten die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister bei einem Kamingespräch auf Augenhöhe mit Staatssekretärin Claudia Plakolm und Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner über Themen wie Arbeitsmarkt, Umgang mit Belastung in der Politik und andere aktuelle Themen und teilten ihre Erfahrungen als junge Führungskräfte im Amt. Markus Kleemann, Bürgermeister der deutschen Stadt Oberstenfeld betonte: „Es ist ein Privileg, Bürgermeister sein zu dürfen. Man kann so viel gestalten und das Lebensumfeld der Menschen wirklich verbessern. Die Wertschätzung der Bürgerinnen und Bürger ist die schönste Bestätigung.“

Auch Oberösterreichs Gemeindebund-Präsident Christian Mader stattete den jungen Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern einen Besuch ab und lobte die Vernetzung und das Engagement der Jungen. Beim Abendprogramm mit Oberösterreichs jüngstem Bürgermeister Fabian Grüneis alias DJ Greenice standen der lockere Austausch und die Vernetzung zwischen den Gästen im Vordergrund.

Viel Gesprächsbedarf bei Bürgerbeteiligung

Der zweite Tag widmete sich in erster Linie dem Schwerpunkt Bürgerbeteiligung in Gemeinden. Der gastgebende Bürgermeister Karl-Heinz Koll präsentierte sein umfassendes Bürgerbeteiligungs-Modell in Traun inklusive der Ergebnisse. Die Amtskolleginnen und Kollegen konnten sich hier viele praktische Inputs für die Arbeit in ihren Gemeinden mitnehmen. Ein paar grundsätzliche Überlegungen zum Thema Bürgerbeteiligung bot der Vortrag von Franziska Cecon und Renate Kränzl-Nagl vom FH-Lehrgang Public Management. Es zeigte sich reger Gesprächsbedarf unter den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern, was die Umsetzung von Beteiligungsprojekten bei limitiertem Budget und konkreten Projekten betrifft.

©Erich Marschik
©Erich Marschik

Anschließend widmeten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Peter Uher von A1 sowie den Vertretern der BDO, Cornelia Schwaminger, Nora Krassnig-Plass und Günter Toth in zwei Workshops einerseits der Digitalisierung in Gemeinden und andererseits dem Thema Mitarbeiterbindung im öffentlichen Dienst. Beide Workshops ergaben rege Diskussionen: Beim Thema Digitalisierung wurden Fragen der vereinheitlichten Datennutzung und -verarbeitung vertieft sowie allgemeine Schwierigkeiten bei der Digitalisierung der Verwaltung in kleinen Gemeinden bei Ressourcenmangel. Beim Thema Mitarbeiter:innen-Bindung zeigten sich viele unterschiedliche Ansätze je nach Gemeindegröße und Voraussetzung: Während manche Gemeinden unter eklatantem Personalmangel leiden, haben andere dabei überhaupt kein Problem. Die Ortschefinnen und Ortschefs tauschten sich zu Herangehensweisen und Lösungsstrategien aus, bevor es in die zweite Gemeinde, Hofkirchen im Traunkreis, weiterging.

Anhand des Beispiels Hofkirchen wurde das Thema Bürgerbeteiligung wieder vertieft: Dafür berichtete Gastgeberin Bürgermeisterin Nicole Thaller vom Bürgerbeteiligungsprozess in ihrer 2.000-Einwohner-Gemeinde. Die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister bekamen einen Einblick, wie das Projekt Schritt für Schritt durchgeführt wurde und wie die kleine Gemeinde durch unkonventionelle Mittel – wie etwa die projektbezogene Beschäftigung einer Studierenden bei der Gemeinde – trotz limitierter Ressourcen zu einem handfesten Ergebnis gekommen ist. Abschließend bekamen bei einer Ortsführung alle Teilnehmenden einen Lokalaugenschein in die laufenden und geplanten Projekte in Hofkirchen. „Man merkt schon, dass der Druck aus der Gesellschaft immer stärker wird“, erzählte die jüngste Bürgermeisterin Österreichs, Nicole Thaller. „Aber wenn man den Bürgerinnen und Bürgern zeigt, dass etwas weitergeht in der Gemeinde, spielt das Alter keine Rolle“, so die 27-Jährige.

Voneinander lernen und neue Wege gehen

Aus dem Erfahrungsaustausch an den beiden Tagen zeigte sich deutlich, wie bereichernd der gegenseitige Austausch unter Bürgermeisterin und Bürgermeisterinnen zu fachlichen aber auch persönlichen Themen sein kann. Trotz der unterschiedlichen Voraussetzungen und Herausforderungen in den 2.093 Gemeinden Österreichs können immer wieder Parallelen und nützliche Tipps bei den Lösungsansätzen gezogen werden. Wie die Sprecher der Jungbürgermeisterinnen und -bürgermeister, Fabio Halb und Bernadette Geieregger betonen, gehen gerade junge Bürgermeisterinnen und Bürgermeister immer wieder anders an die Dinge heran. Sie trauen sich eher, neue Wege einzuschlagen, was durch den Erfahrungsaustausch nur bestärkt wird. Das nächste Jungbürgermeister:innen-Treffen ist bereits in Planung und wird voraussichtlich im Herbst 2024 in Bludenz in Vorarlberg stattfinden.