Wir schaffen Heimat.
Wir gestalten Zukunft.

Interview mit Vorstand Gerhard Christiner (APG)

Angesichts der Ukrainekrise, des drohenden Gasembargos und der angekündigten Wiederinbetriebnahme des Kraftwerks Mellach wie sicher ist die Stromversorgung in Österreich?

Versorgungssicherheit schlägt derzeit alle anderen Aspekte. Wir begrüßen grundsätzlich alle Maßnahmen die der sicheren Stromversorgung dienen. Österreich hat am 30. März 2022 die Frühwarnstufe für Gas ausgerufen, das alleine hat jedoch noch keine Auswirkung. Das wäre erst im Energie-Lenkungsfall der Fall. Daher gibt es aktuell keinen Grund anzunehmen, dass Gaskraftwerke unzureichend Gas zur Verfügung hätten. Müsste man die Gaskraftwerke im Energie-Lenkungsfall kontingentieren (weniger Gas steht zur Verfügung) hätte das unmittelbare Auswirkungen auf die sichere Stromversorgung. Weil Österreich 10 TWh bzw. etwa 15 % des Jahresstromverbrauchs über Gaskraftwerke deckt. Darüber hinaus würde sich die Frage stellen, ob die weiteren 10 TWh, die wir importieren andere Länder überhaupt als Überschuss liefern könnten, weil die Gasknappheit dann ganz Europa treffen würde. In dem Moment wo Gaskraftwerke weniger Gas zur Verfügung haben, hätte das auf die europäische Stromversorgung gravierende Auswirkungen. 

Welche Rolle spielen Gaskraftwerke bei der Stabilisierung der Stromnetze? Welche Instrumente stehen darüber hinaus zur Verfügung?

Aktuell ist der Einsatz von Gaskraftwerken für die Stabilisierung der Stromnetze unverzichtbar. Gerade wenn wir große Energiemengen vorrangig aus Deutschland in den Osten Österreichs transportieren müssen, stoßen wir regelmäßig an die Belastungsgrenzen unserer Leitungen. Dann muss kurzfristig die Erzeugung im Osten gesteigert werden. Die Gas-Kraftwerke sind da im Osten die einzige  Flexibilitäts-Option die wir im Engpassmanagement haben.

Man muss ganz klar sagen: Ohne Gaskraftwerke ist eine sichere Stromversorgung Österreichs derzeit nicht möglich. Im Februar haben wir ein Drittel des Stroms aus Gas, ein Drittel aus Erneuerbaren gewonnen und ein Drittel haben wir importiert. Wir brauchen rasch mehr Erneuerbare Energie. Gemeinsam mit dem Ausbau der Erneuerbaren ist der Netzausbau daher das Gebot der Stunde.

©APG/Rudi Fröse