In der Pflege herrscht bekanntlich Personalmangel – das spüren auch die Gemeinden. Die Salzburger Gemeinde Kuchl hat ein eigenes Modell entwickelt, um die Pflegebetreuung in ihrem „Haus der Senioren“ sicherzustellen. Der Erfolg ging durch die Decke: Es gab so viele Bewerbungen, dass diese bereits weitergeleitet werden müssen.
Pflegekräfte stürmen Kuchl
Das Modell sieht vor, dass Pflegekräfte bereits während der Ausbildung von der Gemeinde ein volles Gehalt ausbezahlt bekommen. Drei der mittlerweile knapp 20 Bewerber:innen, die jetzt die Ausbildung beginnen, hat die Gemeinde schon angestellt. Die übrigen Bewerbungen werden an umliegende Seniorenheime weitergeleitet.
Rund 2.300 Euro brutto pro Monat zahlt die Gemeinde Kuchl den Kräften ab Ausbildungsstart. „Natürlich investieren wir hier als Gemeinde zusätzlich einige Tausender“, so Bürgermeister Thomas Freylinger. Das rechne sich trotzdem, erklärt er weiter: „Alle Gemeinden haben damit zu kämpfen, dass Pflegekräfte fehlen und verfügbare Betten leer bleiben müssen. Dabei bleibt das Geld auf der Straße liegen.“ Es gebe so viele Pflegebedürftige auf der Warteliste, dass es sich auszahle, in die Mitarbeiter:innen zu investieren, statt Betten leer zu lassen, so der Ortschef.
Motivation im Team gestiegen
Freylinger betont auch die zusätzlichen Effekte des Kuchler Modells: „Der größte Effekt ist, dass die neuen Mitarbeiter schon früh sehen, ob es ihnen gefällt“. Da sie bereits während der Ausbildung fix ins Team eingebettet sind, können spätere Abgänge vermieden werden. Und auch innerhalb des bestehenden Teams sei die Motivation gestiegen: „Wir waren alle überrascht, wie viele Bewerbungen es gab. Als Konsequenz haben langjährige Mitarbeiter mit ihrer Stundenanzahl aufgestockt, weil die Entlastung bei der Arbeit motiviert“.
Der Kuchler Bürgermeister ist sich der allgemeinen Problematik bewusst – das Modell kann den österreichweiten Pflegemangel nicht lösen. Doch bis Länder und Bund sich akkordieren, werde es noch dauern, so Freylinger. Bis dahin ergreift die Gemeinde die ihr zur Verfügung stehenden Mittel.
Kuchler Modell auf andere Gemeinden anwendbar?
Angesichts des großen Erfolgs des Kuchler Modells stellt sich die Frage, ob diese Vorgehensweise auch für andere Gemeinden denkbar ist. Kuchl schafft definitiv das, was vielerorts in der Pflege fehlt: attraktive Rahmenbedingungen für das Personal. Das kann sich nicht jede Gemeinde leisten. Insgesamt wird es langfristig pro Pflegebedürftigem mehr Geld vom Bund brauchen. Die Ausgabendynamik in der Pflege ist in den letzten Jahren aufgrund der Demografie, des erhöhten Anspruchsdenkens und des medizinischen Fortschritts stark gestiegen.
Ein Vorschlag des Österreichischen Gemeindebundes zur Finanzierung der Pflege ist beispielsweise die Einbeziehung des 13. Pensionsgehalts. Wenn es darum geht, die Pflegeausbildung zu finanzieren, gibt es auch andere Modelle als in Kuchl: „Bei Senecura-Pflegeeinrichtungen arbeiten wir beispielsweise mit Förderungen durch das AMS. Dadurch bekommen Quereinsteigerinnen während der Ausbildung einen Zuschuss und eine Anstellungsgarantie beim jeweiligen Betrieb“, erzählt Alfred Riedl, Bürgermeister von Grafenwörth und Präsident des Österreichischen Gemeindebundes.
Fazit
Grundsätzlich sind verschiedene Modelle wünschenswert und notwendig, um dem Personalmangel in der Pflege zu begegnen. Wenn sich die Gemeinde finanziell ausrechnet, wie ein Modell à la Kuchl funktionieren kann, ist das schön und gut. Ausgebildete Pflegekräfte sind jedenfalls Mangelware und solche, die motiviert sind und gerne in einem lokalen Team arbeiten, noch rarer. Kuchl wagt einen mutigen Schritt, hat aber auch die entsprechenden Grundvoraussetzungen. Langfristig ist es Aufgabe des Bundes und der Länder, für eine nachhaltige Pflegelösung zu sorgen.