Dem Thema „Was kann/muss Politik tun, um die Klimakrise zu entschärfen“ widmete sich Christoph Chorherr, langjähriger aktiver Politiker, in seinem Impulsvortrag am dritten Tag der Kommunalen Sommergespräche in Bad Aussee.
Er kennt die politische Seite wie kaum ein anderer. Als langjähriger Kommunalpolitiker in Wien ist Christoph Chorherr eine schillernde Persönlichkeit in Österreich. In seinem Blog zum Thema Klimakrise stand vor kurzem: „Was kann Politik wirklich tun, um Klimakrise zu entschärfen? Viel. Das Wichtigste: die Dimension begreifen!“
In seinem Impulsvortrag am dritten Tag der Kommunalen Sommergespräche gab er konkrete Antworten, welche Lösungen er auf die Fragen des Klimawandels hat. Der beste Vergleich sei für Chorherr dabei der Brutalokapitalismus, wie es F. Engels in seinem Werk „Lage der arbeitenden Klasse in England“ beschrieben hat. Wer hätte sich 1845 vorstellen können von einem 8 Stunden Tag zu reden, ein Recht auf bezahlten Urlaub und Karenz und bezahlte Krankenauszeit zu haben, ein Verbot der Kinderarbeit vorzufinden, eine Arbeitslosenversicherung oder gar eine bezahlte Pension zu haben. All das sei in gut 120 Jahren gelungen. „Jetzt muss es gelingen, eine vergleichbare – heute noch unvorstellbarere und tiefere Umgestaltung – in den nächsten 10 bis 15 Jahren zu erreichen“, so Christoph Chorherr. „Denn was heute unvorstellbar ist, wird in 10 Jahren selbstverständlich sein. Und unsere Kinder werden uns schon bald fragen, wieso habt ihr nichts getan, obwohl ihr gewusst habt, wie schlimm es um die weltweite Klimawirtschaft bestimmt ist“, mahnt der Familienvater von drei Kindern. „Deswegen sollte unser Ziel und unser Anspruch sein: Gemeinsam, aktiv etwas zu tun.“
Enormes Potenzial der Bürgermeister
Enormes Potenzial den Weg der Veränderung zu gehen, sieht Christoph Chorherr in der Kommunalpolitik und bei den Bürgermeistern: „Keine andere politische Ebene, kann so schnell und unmittelbar Dinge verändern, wie die kommunale Ebene mit seinen Bürgermeistern“, so Chorherr. Darüber hinaus sollte die enorme Ressource der Freiwilligen im ländlichen Raum genutzt werden. „Denn genauso wie Feuerwehren für Sicherheit vor Ort sorgen, oder die Kultur in der Gemeinde beleben, genauso könnten sich all diese Freiwilligen zusammentun, um gemeinsam Wege aus der Klimakrise zu finden“, sagt der ehemalige Kommunalpolitiker.
Was können Bürgermeister konkret für die Klimawende tun?
Christoph Chorherr hat für die Bürgermeister auch konkrete Tipps im Gepäck auf dem Weg zur Klimawende:
- Für eine Wärmewende ist es für Gemeinden unabdingbar aus der fossilen Beheizung bzw. Kühlung auszusteigen. Es gibt längst intelligente Lösungen durch Passivhäuser und ähnliche Bauformen.
- Auf alternative Baustoffe zu setzen: Es gibt genügend Alternativen aus nachwachsenden Rohstoffen anstelle von Beton und Stahl. Dafür sollte die Fotosynthese genutzt werden. Holz etc. für 100 bis 200 Jahre zu „speichern“ sei die intelligenteste CO2-Reduktion. Hier gibt es in Österreich enorm viel Know-how.
Wie kann die künftige Entwicklung in den Gemeinden aussehen?
Chorherr wagte in seinem Vortrag auch einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen durch klimarelevante Maßnahmen, indem er von unterschiedlichen Wenden spricht: „Schon sehr bald müssen und werden wir am Weg in Richtung Stromwende 100 % des Strombedarfs aus erneuerbarer Energie gewinnen.“
Im Bereich der Verkehrswende braucht es aus Sicht des ehemaligen Grün-Politikers eine massive Verstärkung öffentlicher Verkehrssysteme in und zu Ballungsräumen. „Wir werden uns damit anfreunden müssen, dass Autos die Ausnahme sein werden und wie Gasthäuser benutzt werden: Man nutzt sie gelegentlich dann, wenn man sie braucht, besitzt sie aber nicht. Dadurch wird massiv öffentlicher Raum zurückgewonnen. D. h., Reduktion der Zahl der Autos um 75-90%, diese werden völlig abgasfrei betrieben“, so Chorherr.
Hinsichtlich der Landwirtschaftswende werden „die Erkenntnisse und Erfahrungen der ökologischen Landwirtschaft zur Regel werden. Wie es heute unverständlich ist, dass in Sitzungen geraucht wird, wird es „no-go“ sein, mit Chemikalien den Boden, das Grundwasser oder die Insekten zu vergiften“, so Chorherr.
Zusammenfassend gibt Chorherr den Kommunalpolitikern mit auf den Weg:
„Gerade in den Gemeinden sollten wir das Potenzial des schnellen und raschen Handelns für den Weg aus der Klimakrise nutzen und auch die Jugend bei ihrem Tatendrang abholen. Das sollten wir uns gemeinsam zum Ziel setzen, weil wir dafür von unseren Kindern zur Verantwortung gezogen werden und weil es auch unser Anspruch sein sollte, alles versucht zu haben.“