Am zweiten Tag der Kommunalen Sommergespräche 2019 in Bad Aussee berichteten im Rahmen des „Forum 5“ Expertinnen und Experten zu dem Thema „Verkehr – Vernetzte Mobilität für starke Regionen.“ Österreich sei in vielen ländlichen Gegenden von Mobilitätsarmut betroffen, von den Teilnehmern wurden Lösungsansätze diskutiert.
Österreich sei in vielen ländlichen Gegenden von Mobilitätsarmut betroffen, sagte der Unternehmensgründer Alexander Fellner-Stiasny von der IST-GmbH aus Graz beim Forum „Vernetzte Mobilität für starke Regionen.“ Viele Menschen hätten weder Auto noch Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln. 700.000 Menschen hätten nicht einmal eine Haltestelle eines öffentlichen Verkehrsmittels in zumutbarer Nähe. Den von seinem Unternehmen organisierten „Mikro-ÖV“ nannte er eine attraktive Mobilitätsgarantie. Fellner-Stiasny vernetzt mittlerweile in 126 Gemeinden Österreichs die privaten und öffentlichen Anbieter von Verkehr, um eine bessere Auslastung und bedarfsorientierte Nutzung der Verkehrsmittel zu erreichen. „Im nächsten Jahr sind es bereits 250 Gemeinden.“
Zusammenarbeit aller Verkehrsanbieter
In der Diskussion sprachen sich alle Forumsteilnehmer (Silvia Angelo, ÖBB-Infrastruktur, Jost Bernasch, Virtual Vehicle, Franz Glanz, Cargo Center Graz und eben Alexander Fellner-Stiasny) für eine Zusammenarbeit aller Verkehrsanbieter aus, um die regionale Mobilität zu verbessern. Bernasch stellte Forschungsmodelle vor, die sich mit autonom fahrenden Taxis (Robotaxis) und Shuttlediensten beschäftigen. Diese können in Zukunft im regionalen und urbanen Verkehr zu einer starken Entlastung führen.
Zeitverluste beim internationalen Bahnverkehr
Was den Ausbau der Schieneninfrastruktur in den Regionen anlangt, sagte ÖBB-Managerin Angelo, das Unternehmen beschäftige allein für die Bereitstellung und den Ausbau der Infrastruktur 17.000 Mitarbeiter. „Wir müssen uns natürlich genau ansehen, wo die Menschen und wo die Güter seien, wo sie herkommen und wo sie hinwollen.“ National funktioniere das bereits gut, international gebe es noch viele Verbesserungsmöglichkeiten. Angelo, sowie einige Forumsteilnehmer, kritisierten große Zeitverluste im Bahnverkehr an Grenzübergängen. Außerdem komme es zu unterschiedlichen Ausbaugeschwindigkeiten auf Grund der unterschiedlichen Prioritäten. Als ein Beispiel nannte Angelo den Bahnverkehr über das Deutsche Eck von Salzburg nach Kufstein (über Freilassing, Rosenheim und Kiefersfelden), wo das Interesse am Ausbau der Strecke in Bayern gering sei. Als positives Beispiel für ein zusätzliches internationales Verkehrsangebot der ÖBB nannte sie die Wiederbelebung der Nachtzüge.
Nachhaltiger Verkehr in Werfenweng gelungen
Als ein Beispiel für gelungene nachhaltige Mobilität im Mikrobereich wurde die Salzburger Gemeinde Werfenweng genannt. Dort erhalten Gäste, die mit der Bahn ankommen beziehungsweise ihre Autoschlüssel bei Urlaubsantritt abgeben, für ihre Urlaubszeit Elektromobilität im Wert von bis zu 300 Euro zur Verfügung gestellt. „Das ist ein gelungenes Beispiel für nachhaltigen Verkehr in Tourismusgebieten.“ Zuvor hatte der Bürgermeister von Biberwier, Paul Mascher, darüber geklagt, dass die Gemeinden in seiner Region nicht nur vom starken Transitverkehr betroffen seien, sondern auch vom touristischen Ziel- und Quellverkehr (eine Million Nächtigung in fünf Gemeinden pro Jahr).
Zusammenarbeit von Bahn und Lkw
Franz Glanz vom Cargo Center Graz hob die Bedeutung der Vernetzung von Straße und Schiene hervor. Der Lkw sei nach wie vor im regionalen Zustellverkehr das beste Verkehrsmittel, die Bahn spiele ihre Vorteile ab einer Strecke von 200 Kilometern aus. Beim „letzten Kilometer“ brauche es noch mehr Zusammenarbeit.
Die Bedeutung digitaler Infrastruktur war schließlich für Jost Bernasch ein Thema. Autonomes Fahren funktioniere dort zuerst, wo der Ausbau solcher digitaler Dienste am weitesten fortgeschritten sei.