Als aus fünf Gemeinden eine wurde, gab es in Schwarzautal plötzlich acht Feuerwehren. Die Finanzierung dieser ist Kommunalsache – eine Herausforderung für die 2.300-Einwohner-Gemeinde. Die Lösung dafür ist ein Musterbeispiel für kommunale Zusammenarbeit und wurde auch dementsprechend mit einem Preis ausgezeichnet.
Die Marktgemeinde Schwarzautal im Bezirk Leibnitz in der Steiermark weist eine Besonderheit auf: Mit nur 2.300 Einwohnern verfügt sie über acht Feuerwehren. Wie das zustande kommt, hat einen historischen Hintergrund: Im Jahr 2015 wurden im Zuge der Gemeindestrukturreform die fünf Gemeinden Schwarzau im Schwarzautal, Wolfsberg im Schwarzautal, Breitenfeld am Tannenriegel, Hainsdorf im Schwarzautal und Mitterlabill zu einer Gemeinde zusammengeschlossen.
Die freiwilligen Feuerwehren der einzelnen Gemeinden blieben bestehen, obwohl mit der Fusionierung auch zwei Bezirke und damit zwei unterschiedliche Feuerwehrbereiche zusammengeschlossen wurden.
Gemeinsame Finanzierung erarbeitet
„Das Finanzkonzept war natürlich eine Herausforderung“, erzählt Bürgermeister Alois Trummer. Klar war, es konnte nicht jede Feuerwehr alles bekommen. Ein weiteres Problem stellte die Koordination für die Einsätze dar, denn zur Tagesausrückungszeit war häufig niemand der meist auswärts berufstätigen Feuerwehrler im Ort.
Also habe man sich zusammengesetzt und über Möglichkeiten diskutiert, meint Trummer, der selbst Feuerwehrkommandant ist. Grundsätzlich bräuchte es zur Erneuerung der Gerätschaften aller Feuerwehren mehrere Millionen Euro, was das Gemeindebudget deutlich übersteigt. Daher musste man verhandeln.
Wie eine große „Patchwork“-Familie
Gemeinsam entwickelten die acht Feuerwehren mit den Bereichsfeuerwehrkommandos Leibnitz und Feldbach und dem Landesfeuerwehrverband ein Konzept für die Finanzierung der Gerätschaften. Angelehnt an das Notarztsystem, kommt der Reihe nach jene Feuerwehrstelle mit der Ersatzbeschaffung an die Reihe, die es am notwendigsten braucht. Die anderen verzichten einstweilen zugunsten der Nachbarwehr auf finanzielle Mittel. Dank diesem Konzept sollen in den nächsten zehn Jahren Schritt für Schritt alle Feuerwehren mit neuen Geräten ausgestattet werden.
Im ersten Schritt werden im Frühjahr 2020 zwei funktionsstarke Hilfeleistungslöschfahrzeuge für die Feuerwehren Schwarzau und Wolfsberg angeschafft, die für alle Unglücksfälle ausgestattet sind. Diese Allrounder-Fahrzeuge stehen für Einsätze zur Verfügung und sollen von allen acht Feuerwehren bedient werden können. Man könne das mit einer „Patchwork“-Familie vergleichen, so Trummer. „Aus acht Einzelkindern sind Geschwister geworden und als solche müssen sie auch da und dort zurückstecken, um für die Anderen zu sorgen.“
Es zählt das große Ganze
Insgesamt erreicht die Gemeinde mit dem 10-Jahres Feuerwehr Fahrzeugkonzept gleich zwei Ziele: Einerseits kann die Eigenständigkeit der einzelnen Feuerwehren gewahrt und gleichzeitig der Zusammenhalt innerhalb der Gemeinde gestärkt werden. Denn das Projekt erstreckt sich auch auf gemeinsame Übungseinsätze, die Finanzierung der Schutzausrüstung sowie eine Aufteilung in Spezialbereiche. Ob Erste Hilfe, Einsatzleitung oder Löschen, jede der Feuerwehren ist auf einen Bereich spezialisiert.
Für die besondere Art der Zusammenarbeit hat Schwarzautal auch den ersten Preis beim Gemeindewettbewerb „Zukunftsgemeinde Steiermark 2019 – Orte des Miteinanders“ in der Kategorie Marktgemeinde gewonnen. „Das hat uns sehr mit Stolz erfüllt“, gibt Bürgermeister Trummer zu. „Da sieht man, dass kommunale Zusammenarbeit auch vom Land anerkannt wird.“
Zusammenhalt in der Gemeinde stärken
Der Schwarzautaler Bürgermeister hofft auf eine Vorbild-Wirkung. Die noch relativ junge Gemeinde hat es mit einvernehmlicher Zusammenarbeit geschafft, die einzelnen Teilgemeinden noch ein bisschen mehr zu vereinen, ohne den Feuerwehren ihre Eigenständigkeit zu nehmen. Anderen Gemeinden empfiehlt Trummer: „Viel miteinander reden und die Wünsche der anderen ernst nehmen“.
Natürlich müsse man dabei auch sensibilisieren, dass nicht jeder alles haben kann. Aber mit gegenseitigem Respekt, so der Bürgermeister, habe man schlussendlich alle zufriedenstellen können. Klar ist, dass es immer Raum für Verbesserung gibt. Der Fokus der Gemeinsamkeit sei aber ein großes Bedürfnis für alle.