23.11.2016 – Die österreichweite Verteilung der Asylwerber hat einen erfreulichen, wenn auch kurzfristigen Nebeneffekt: Im Jahr 2015 gab es Österreich so wenige Abwanderungsgemeinden wie schon lange nicht. Auch der Zehnjahresvergleich ist in dieser Hinsicht sehr positiv.
Die positive Nachricht vorab: Im Jahr 2015 hatte Österreich deutlich weniger Abwanderungsgemeinden. Hauptgrund dafür ist, dass die Flüchtlinge auf ganz Österreich verteilt und angemeldet wurden und somit im ersten Schritt nicht nur Wien an Hauptwohnsitzen dazu gewonnen hat. Gab es am 1. Jänner 2014 noch 1.103 Abwanderungsgemeinden, waren es am 1. Jänner 2016 nur mehr 651. Damit gibt es im Jahr 2015 stolze 1.404 Zuwanderungsgemeinden, in 44 Gemeinden blieb die Einwohnerzahl übers Jahr gesehen gleich. Das zeigt die bereinigte Bevölkerungsstatistik der Statistik Austria.
Ossiach – Gemeinde mit größter Zuwanderung im Jahr 2015
Mit Ossiach gewann eine Kärntner Gemeinde im Zeitraum zwischen 1. Jänner 2015 und 1. Jänner 2016 prozentuell am meisten Einwohner dazu: Um 30,74 Prozent stieg in der 940-Einwohner-Gemeinde die Zahl der Hauptwohnsitze. Das sind um 193 Hauptwohnsitzgemeldete mehr als noch zu Beginn des Jahres 2015. Grund ist das Asylverteilerzentrum, das genau zu Jahreswechsel auf 2016 voll belegt war. Abgesehen vom Verteilerzentrum bleiben die Einwohnerzahlen seit Jahren in etwa auf dem Stand von etwas mehr als 700 Einwohnern.
Die zweitgrößte Einwohnersteigerung gab es 2015 in Potzneusiedl im Burgenland. Um 19,49 Prozent bzw. 108 Einwohner hat sich die Gemeinde vergrößert. Die Gemeinde, die an der Grenze zwischen Niederösterreich und dem Burgenland liegt, hatte am 1. Jänner 2016 662 Einwohner. Platz drei geht an die Vorarlberger Gemeinde Sankt Gerold. Hier konnte ein Zuwachs von 16,29 Prozent bzw. 39 Einwohner erzielt werden. Damit steht die Gemeinde nun bei 414 Bürgern. Grund dürfte in beiden Gemeinden ebenfalls die Flüchtlingsunterbringung sein.
Größte Abwanderungsgemeinde kommt aus Niederösterreich
Andlersdorf musste 2015 die größte Abwanderung hinnehmen. Die niederösterreichische Gemeinde verlor in absoluten Zahlen gesehen zwar nur 17 Einwohner, prozentuell bedeutet das in der 130-Einwohner-Gemeinde aber einen Bevölkerungsverlust von 11,56 Prozent.
Platz zwei und drei unter den Abwanderungsgemeinden belegen zwei Tiroler Orte. Mit einem Minus von 7,27 Prozent gibt es in Pfafflar die zweitgrößte Abwanderung, Spiss verlor 6,35 Prozent der Einwohner. Das ist in beiden Gemeinden ein Verlust von nur acht Bürgern, der aber bei einer Gesamtanzahl von in Pfafflar 102 und in Spiss von nur 118 Bürgern umso schwerer wiegt.
2006-2016: Tweng verliert stetig Einwohner
Eine seriösere Aussage über Abwanderungs- und Zuwanderungstendenzen lässt der Zehnjahresvergleich zu. In dieser Statistik führt Tweng die Liste der Abwanderungsgemeinden an. Von 1. Jänner 2006 bis 1. Jänner 2016 verlor die Lungauer Gemeinde 117 Einwohner. Das entspricht einem Minus von fast 30 Prozent (29,47%). Die 280 Einwohner große Gemeinde ist seit Jahren traurige Spitze der Abwanderungsgemeinden.
Insgesamt gab es in den letzten zehn Jahren 860 Abwanderungsgemeinden, 1.229 Zuwanderungsgemeinden und in zehn Gemeinden blieb die Bevölkerungszahl auf dem Status quo.
Kittsee, das in den letzten Jahren stark durch die Zuwanderung aus der benachbarten Slowakei profitiert hat, führt immer noch die Zuwanderungsgemeinden im Zehnjahresvergleich an. Die Marillengemeinde, die am 1. Jänner 2016 exakt bei 3.000 Einwohnern stand, konnte in den letzten Jahren um 61,81 Prozent bzw. 1.146 Bürger zulegen. „Die Nachfrage nach Bauland bei uns ist nach wie vor groß. Es gibt viele Slowaken, die im Grünen und gleichzeitig in der Nähe zu Bratislava wohnen wollen. Dazu kommt, dass Wohnen bei uns immer noch billiger ist als in der Slowakei“, erzählt Bürgermeisterin Gabriele Nabinger gegenüber Kommunalnet.
Den zweitgrößten Einwohnerzuwachs gab es in Potzneusiedl, das damit nicht nur im Jahres-, sondern auch im Zehnjahresvergleich die zweitgrößte Zuwanderung aufweist. Das oberösterreichische Holzhausen hat mit einem Plus von 255 Einwohnern bzw. 38,46 Prozent die drittgrößte Steigerung in den letzten Jahren erfahren. Holzhausen, das ziemlich exakt zwischen Linz und Wels liegt, steht nun bei 918 Einwohnern.
Erfreuliche Nachrichten für Gramais
Die an Einwohnern gemessen kleinste Gemeinde Österreich hat zum ersten Mal seit Jahren wieder an Einwohnern zugelegt und steht nun bei 51 Bürgern. Das sind um fünf Personen bzw. 10,87 Prozent mehr! Dennoch behält die Gemeinde den Titel „Kleinste Gemeinde Österreichs“.
Neben Gramais gibt es übrigens nur fünf Gemeinden, die unter 100 Einwohner haben. Dazu zählen Tschanigraben (B), Kaisers (T), Namlos (T), Großhofen (NÖ) und Hinterhornbach (T). Alle diese Gemeinden bis auf Kaisers und Namlos konnten im Jahr 2015 sogar Einwohner gewinnen. In Kaisers (74 EW) und Namlos (76 EW) gibt es jedoch um eine Person weniger Einwohner als im Jahr davor.