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Buchtipp: Neuer Leitfaden für regionalen Klimaschutz

5.9.2016 – Ein neuer Leitfaden hilft Gemeinden, dem Klimawandel und dessen Folgen auf lokaler Ebene entgegenzuwirken. Schritt für Schritt wird erklärt, wie globale Probleme und damit verbundene lokale Risiken reduziert werden können.

Starkregen, Hochwasser und lange Hitzewellen sind einige der vielen Folgen des weltweiten Klimawandels. Obwohl es sich hier um globale Probleme handelt, müssen die Gemeinden die Folgen dieser Naturkatastrophen lokal bewältigen. Der neue Leitfaden „Globale Probleme – lokale Risiken: Vom künftigen Leben mit dem Klimawandel – Eine Entscheidungshilfe für Gemeinden“ des Projektteams „ARISE“ bietet Entscheidungsträgern in Gemeinden wertvolle Vorschläge um die vom Weltklimarat entwickelten globalen Konzepte für Gemeinden und Regionen nutzbar zu machen.

Neuer Ansatz um Klimawandel auf regionaler Ebene zu begegnen

Der vorliegende Leitfaden kann Entscheidungsträger Schritt für Schritt unterstützen, dem Klimawandel auf regionaler Ebene zu begegnen. Der neu entwickelte Ansatz „Lokale Gründe zur Besorgnis“ folgt den Arbeiten des Weltklimarates (IPCC) und soll helfen, zukünftige Risiken jetzt zu identifizieren und Gegenmaßnahmen vor Ort umzusetzen. Denn bereits jetzt sind viele Gemeinden von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Vielen Skiregionen bangen wegen Schneemangels um ihre Wintertouristen, während in anderen Gemeinden die Einwohner mit Hochwasser und Muren konfrontiert sind. Ziel der Konzepte ist es, Chancen im Bereich Katastrophenvorsorge, Tourismus, Wirtschaft oder Land- und Forstwirtschaft zu erkennen und mögliche Risiken zu minimieren.

Rahmenbedingungen definieren und Klimaszenarien entwickeln

Damit die globalen Konzepte auf kleine und große Gemeinden in Österreich anwendbar sind, werden diese im Leitfaden in sechs Schritten erläutert. Im ersten Schritt ist es für Gemeinden wichtig, die Rahmenbedingungen des eigenen Ortes zu definieren. Es müssen der Geltungsbereich, der Geltungszeitraum, die Mitwirkenden wie Experten aus Wirtschaft und Naturkatastrophenmanagement sowie Kommunikationsstrategien festgelegt werden. Lienz in Osttirol wird als Beispiel mehrfach erwähnt, weil sie als weltweit erste Gemeinde „lokale Gründe zur Besorgnis“ und entsprechende Anpassungsmaßnahmen entwickelt haben.

Im zweiten Schritt müssen Entscheidungsträger in Gemeinden Klimaszenarien und sozio-ökonomische Szenarien entwickeln. Sie sind die Kernstücke für eine klimasensitive und regionsspezifische Risikobewertung und können erste Hinweise auf geeignete Anpassungsmaßnahmen liefern. Es ist wichtig, mindestens zwei Szenarien zu entwickeln. Im Beispiel von Lienz wurden in Experten-Workshops ein Wachstumsszenario und ein Stagnationsszenario erarbeitet. Bei beiden Szenarien waren die Alterung und die Abwanderung der Bevölkerung essentielle Einflussfaktoren.

Schneemangel_BR_Gemeindebund

©Gemeindebund
Folgen des Klimawandels machen sich vor allem im Wintertourismus bemerkbar.

Zusammenarbeit von lokalen und überregionalen Experten

Im Schritt drei werden jetzige und künftige Risiken in der eigenen Gemeinde beurteilt. Die jetzigen Risiken werden nach der Durchsicht eines allgemeinen Gefährdungskatalogs und der Festlegung relevanter Gefahren durch ein Expertengremium bewertet. Der Gefährdungskatalog enthält Kriterien wie naturbedingte Gefährdungen, die Hochwasser und extreme Schneefälle beinhalten, technikbedingte Gefährdungen wie Verkehrsunfälle, gesellschaftsbedingte Gefährdungen wie Terroranschläge, die Überalterung der Bevölkerung und Zu- bzw. Abwanderung. Klimabedingte Gefährdungen beziehen sich auf steigende Temperaturen, Wasserknappheit, Ausbleiben von Wintertouristen wegen Schneemangels und dem Verlust der Schutzfunktion des Waldes. Die Risikobeurteilung der Zukunft erfolgt zuerst durch lokale Fachkompetenz und in der zweiten Beurteilung durch überregionale Experten.

Im vierten Schritt arbeiten erneut überregionale Expertengruppen mit einem lokalen Expertengremium zusammen und legen die „lokalen Gründe zur Besorgnis“ fest. Während die lokalen Experten ihr Wissen aus der Analyse und Beurteilung der Rahmenbedingungen und Risiken der eigenen Gemeinde, wie zum Beispiel erhöhter Hochwassergefahr oder Schneemangel, gewinnen, steuern überregionale Expertengruppen ihr Wissen aus aktuellen Studien bei.

Festlegung und Evaluierung von Anpassungsmaßnahmen

Aus den festgelegten „lokalen Gründen zur Besorgnis“ werden im fünften Schritt konkrete Handlungsoptionen für den Umgang mit den Klimawandelfolgen abgeleitet. Danach kommt es zum systematischen Identifizieren und Bewerten von konkreten Anpassungsmaßnahmen. In Tirol, zum Beispiel, unterstützt das Land Gemeinden mit der Tiroler Gemeindemappe bei der Umsetzung von Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsmaßnahmen. In dieser Gemeindemappe sind wertevolle Anknüpfungspunkte für Gemeinden enthalten.

Im letzten Schritt werden die festgelegten Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel evaluiert und priorisiert. Vier Bewertungsmethoden werden in diesem Leitfaden empfohlen. Diese Methoden sind die Kosten-Nutzen-Analyse, die Kosten-Effektivitätsanalyse, die robuste Entscheidungsmethode und die Multi-Kriterien Entscheidungsanalyse.

Fazit

Der von dem Projektteam „ARISE“ entwickelte Leitfaden bietet eine wichtige Entscheidungshilfe für Gemeinden. In sechs übersichtlich erklärten Schritten erfahren kommunale Entscheidungsträger wie global entwickelte Konzepte zum Entgegenwirken des Klimawandels auch auf Gemeinden und Regionen anzuwenden sind. Der Leitfaden hilft Gemeinden Gefahren und Risiken im eigenen Ort zu erkennen und diesen langfristig zu begegnen.

Das Handbuch hilft Gemeinden globale Konzepte regional umzusetzen.