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An zwei Fronten gegen Corona: Bürgermeister und Notarzt in einem

Peter Klar ist nicht nur Ortschef von Laab im Walde, sondern auch Notarzt und Intensivmediziner. Mit einer eigenen Liste krempelte er die Parteienlandschaft in der Gemeinde um und brachte die Infrastruktur auf Vordermann. Kommunalnet sprach mit dem Bürgermeister in einem Expertentalk.

Bürgermeister im Porträt

Laab im Walde ist eine kleine Gemeinde im Südwesten von Wien, die direkt an das Stadtgebiet grenzt. Bekannt ist sie unter anderem durch das Rehabilitationszentrum der PVA. Seit 2015 wird sie von Peter Klar geleitet, der bei der Wahl im Jänner erstmals mit der Liste „Miteinander für Laab“ antrat und aus dem Stand heraus die absolute Mehrheit gewinnen konnte.

„Wir wollten eine Veränderung auf Gemeindeebene und vor allem jungen Leuten die Möglichkeit geben, in die Kommunalpolitik zu gehen, ohne dass sie sich eine politische Farbe aussuchen müssen. Es stört uns nicht, wenn jemand bei einer Partei ist, er muss es aber auch nicht sein. Wir haben die Spitzenkandidatin der Grünen bei uns im Team, den geschäftsführenden Gemeinderat der SPÖ, und jahrelang hatten wir auch den Bauernbundobmann dabei. Wir wollen in der Gemeinde etwas weiterbringen – welche Farbe jemand hat, ist uns aber wurscht“, erklärt der 36-jährige Ortschef.

Wasserversorgung sichergestellt

Durch die absolute Mehrheit war ein richtiger Neustart möglich und es gelang schnell, relativ viel zu gestalten. Die Stimmung war sehr gut und ist es auch heute noch.

Den Hauptfokus legten die Laaber auf die Erneuerung der Infrastruktur. „Die sieht man nicht. Sie ist aber einer der Kernpunkte für die Ortschaft und ihr weiteres Bestehen“, erklärt Klar. „Mein erstes Jahr als Bürgermeister war damit verbunden, dass uns fast das Wasser ausgegangen wäre. Zeitweise hatten wir nur noch 5 cm Wasser im Hochbehälter.“

Die Laaber haben daher massiv in die Wasserversorgung investiert. Kilometerweise wurden neue Wasserleitungen durch den Ort verlegt und drei unabhängige Wasserversorgungen ins Netz eingespeist, alles wurde digitalisiert, die Überwachungstechnik auf den neuesten Stand gebracht und dadurch ein hohes Einsparungspotenzial generiert.

Die Straßenbeleuchtung wurde auf LED-Technologie umgestellt und der Glasfaserausbau massiv vorangetrieben. „Wir haben heute ein Open-Access-Modell. Das heißt, wir als Gemeinde betreiben das Glasfasernetzwerk und bieten neutral allen Anbietern zu gleichen Preisen die gleichen Konditionen an. Wir bauen laufend weiter aus und haben sicher eine der besten Anbindungen Europas. Mit einer Bandbreite von 100 Gigabit bieten wir unseren Bürgern High-Speed-Internet von 250-Megabit- bis zu 10-Gigabit-Anschlüssen an“, berichtet Klar stolz.

Glasfaserausbau durch Freiwillige

Zwar wurden Mittel aus der Breitbandmilliarde lukriert, möglich war der Glas­faser­ausbau aber letztendlich nur deshalb, weil die Leitungen recht günstig im Zuge anderer Projekte mitverlegt wurden und weil zahlreiche Bürger unentgeltlich mitanpackten. „Beim Glasfaserausbau hatten wir keinen einzigen Angestellten, nur Freiwillige. Kabel verlegen und einblasen, das machen bei uns Gemeinderäte und Bürger in ihrer Freizeit.“

Dieser Mitmachgedanke zeichnet die Bürger von Laab im Walde aus. „So eine kleine Gemeinde kann nur überleben, indem Leute aus der Gemeinde in irgendeiner Form Verantwortung übernehmen. Entweder in Form von finanzieller Unterstützung der Vereine, in Form von Arbeitskraft oder Tätigkeiten in Vereinen oder Kleinigkeiten, etwa dass man vor seiner Haustür schaut, dass alles in Ordnung ist. Kleine Gemeinden im Umland von Wien haben kaum Einnahmen durch Kommunalbetriebe oder Ähnliches, zumindest nicht in der notwendigen Größenordnung“, meint Klar. „Wenn sich im Ort etwas tun soll, dann muss das immer auf Initiative und mithilfe der Bürger geschehen.“

In Laab im Walde funktioniert das. „Dieses Füreinander ist aus meiner Sicht mit ein Kernpunkt, weshalb die Leute aufs Land ziehen, und das muss man erhalten. Wenn der Gedanke verloren geht, dass Gemeinde auch Gemeinschaft heißt, dann geht nichts mehr weiter, weil man die Kosten nicht mehr stemmen kann.“

In Laab im Walde ist das Engagement der Bürger zum Wohle der Allgemeinheit hoch. Von den Diensten beim Müllsammelzentrum, die ehrenamtlich ausgeübt werden, bis zu Veranstaltungen wie zum Beispiel den Seniorennachmittagen ist alles von den Bürgern mit der Unterstützung der Gemeinde selbst organisiert.

„Auch die Friedhof-Pflanzaktionen oder das Umbauen des Sportplatzes  machen nicht Gemeindearbeiter, sondern die Bürger. Das sind immer Aktionen, die von uns organisiert sind, aber von der Bevölkerung getragen werden“, freut sich Klar, der selbst im Ort aufgewachsen ist und diesen Zugang von klein auf miterlebt hat. Dieses Selbstverständnis machte Laab im Walde zu einer regelrechten Mitmachgemeinde. Am deutlichsten sichtbar wird das durch die Mitmachplattform. Das ist eine eigene Homepage, die permanent über die laufenden Initiativen in der Gemeinde berichtet.

Bevölkerungsbeteiligung funktioniert

„Jedem Projekt, das in der Gemeinde entsteht oder das ein Bürger machen möchte, wird immer einen Projektleiter aus dem Gemeinderat zugeteilt. Es wird öffentlich zugänglich online gestellt und jedermann kann den Projektstatus, die Kosten und verschiedene andere Dinge jederzeit einsehen, mitverfolgen, dem Projektverantwortlichen schreiben und sich einbringen.“

Die Bevölkerungsbeteiligung funktioniert hervorragend. „Wir machen das bei jedem Projekt, auch beim Straßenbau und der Wasserversorgung. Wir holen uns die Inputs schon vorab. Dadurch ist das ganze Drumherum ein sehr ruhiges Pflaster und es herrscht eine sehr nette Stimmung im Ort.“

Das beschränkt sich übrigens nicht nur auf die Anhänger der Liste „Miteinander für Laab“. Auch zur anderen Fraktion im Gemeinderat besteht ein gutes und konstruktives Verhältnis. Gemeinsam mit dieser hat man es etwa zuwege gebracht als eine von nur zwei Gemeinden österreichweit die EMAS- Zertifizierung zu erlangen. Dieses Öko-Audit  ist ein freiwilliges Instrument der EU, das die Gemeinde dabei unterstützt, ihre Umweltleistung kontinuierlich zu verbessern.

Ein besonderes Augenmerk legen die Laaber auch auf die Versorgungssicherheit. Man hat sich unter anderem auf Blackout-Szenarien vorbereitet und etablierte ein eigenes Sicherheitsnetz für Telefonie. So sind „auch Notrufausfälle für uns kein Problem, weil man selbst bei einem flächendeckenden Stromausfall mit den Einrichtungen innerhalb des Ortes regional weiter telefonieren kann“, erklärt Klar, der auch persönlich einen Beitrag zur Versorgungssicherheit leistet.

Primärversorgungszentrum geplant

Als im Nachbarort der bestehende Arzt in Ruhestand gegangen ist und keine Nachfolge in Sicht war, ist Klar kurzerhand eingesprungen und hat dessen Kassenordination übernommen.

Es gelang ihm, eine zweite und dritte Kollegin an Bord zu holen, und künftig sollen sich sogar vier oder fünf Ärzte die Gemeinschaftspraxis teilen. Das langfristige Ziel ist ein Primärversorgungszentrum mit Öffnungszeiten von Montag bis Freitag, aber auch an Samstagen und Sonntagen.

„Die ärztliche Versorgung am Wochenende ist leider katastrophal gewesen. Mittlerweile decken wir fast alles ab; fast jeden Feiertag  – und die Wochenenden bespielen wir, so gut es geht“, berichtet Klar, der selbst meist die Wochenenddienste übernimmt, und zwar „aus finanziellen Überlegungen, weil ich es mir schlicht nicht leisten könnte, wenn ich nicht selbst drinnen säße. Würde ich einen Kollegen einsetzen, betrüge sein Stundenlohn mein gesamtes Tageshonorar.“

Der Bürgermeister als Lebensretter

Medial im Rampenlicht stand Klar unlängst, nachdem er auf dem Heimweg en passant einer niedergestochenen Frau das Leben rettete. Als Notarzt konnte er die richtigen Sofortmaßnahmen einleiten. Jedoch sind weder seine Notarzt-Tätigkeit noch die Praxis noch das Bürgermeisteramt seine Hauptbeschäftigung. Am meisten nimmt den angehenden Anästhesisten sein Job als Intensivmediziner am Universitätsklinikum St. Pölten in Anspruch, insbesondere seit Ausbruch der Pandemie, denn er steht an vorderster Front bei der Behandlung von Covid-19-Patienten. Mit diesen Erfahrungen und jenen aus seiner Bürgermeistertätigkeit hat Klar eine besondere Expertise, was das Thema Corona angeht.

In einem Expertentalk mit Kommunalnet erzählt der Laaber Bürgermeister, wie es ihm gelungen ist, die Impfrate in seiner Gemeinde zu erhöhen:

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