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Advent im Energiesparmodus: So sparen die Gemeinden

Weihnachten naht und zum ersten Mal seit drei Jahren könnten die Adventmärkte wieder ohne Einschränkungen stattfinden – wäre da nicht die Energiekrise. Aufgrund der vielfach gestiegenen Strompreise überlegen viele Gemeinden, bei typischen Weihnachtsveranstaltungen zu sparen. Doch was unternehmen die Gemeinden konkret und welche Auswirkungen hat das auf den Stromverbrauch einerseits und auf die Weihnachtsstimmung andererseits?

Mariazeller Advent heuer mit nachhaltigem Motto

Der Mariazeller Advent (NÖ) ist als Österreichs größter traditioneller Weihnachtsmarkt überregional bekannt. Heuer steht der Markt unter dem Motto “Advent im Kerzenlicht”, was einerseits ein besonders stimmungsvolles Ambiente verspricht und andererseits gut fürs Energiesparen sein soll. Die konkreten Maßnahmen umfassen eine reduzierte Beleuchtung bei den Marktständen und kürzere Beleuchtungszeiten an der Außenseite der Basilika. Besonders an den Freitagen – den sogenannten Kerzenlichtabenden – soll es ausgesprochen besinnlich werden. Statt Heizschwammerln wird außerdem auf Feuerkörbe gesetzt, die den Besucher:nnen Wärme spenden sollen. Diese Maßnahmen seien aber nicht nur der Energiekrise geschuldet. Laut Verantwortlichen wäre dies ein Beitrag zur Nachhaltigkeit sowie ein Zeichen des gelebten Umweltbewusstseins.

Bürgermeister Walter Schweighofer betont: “‘Wir sparen sehr bewusst – es ist die Summe vieler kleiner Möglichkeiten.” Neben der Weihnachtsbeleuchtung, deren Dauer auf 21 Uhr verkürzt wird, wird derzeit überlegt, wo es zulässig ist, auch bei allgemeinen Straßenbeleuchtung zu sparen. Hier will man in Mariazell aber Schnellschüsse vermeiden. Es sei oft gar nicht so einfach, das Licht an einer Stelle einfach abzudrehen, da die Straßenlampen auch an einem gemeinsamen Schaltkreis hängen, so der Bürgermeister.

Preissteigerungen treffen Gemeinden massiv

Die Stadtgemeinde Klosterneuburg (NÖ) treffen die Preissteigerungen bei Energie- und Strom massiv. So rechnet Bürgermeister Stefan Schmuckenschlager im Bereich der Energie mit eineinhalb Mal so hohen Kosten, im Strombereich sogar mit den zweieinhalb bis dreifach höheren Kosten im Vergleich zum Vorjahr. „Wir werden die Situation natürlich genau beobachten und auch evaluieren. Aber ich rechne so schnell mit keiner Entspannung der Preise“, so Stefan Schmuckenschlager.

Eingespartes wird in Handelsbelebung investiert

Um den Preissteigerungen entgegen zu wirken, hat die Stadtgemeinde Klosterneuburg eine Reihe von Maßnahmen in Angriff genommen: So wurde die Beleuchtung von Kirchen, Denkmälern und Amtsgebäuden eingestellt, die Temperatur in öffentlichen Gebäuden und Büros von 22 Grad auf 20 Grad reduziert sowie die Wassertemperatur im Hallenbad und der Basketballhalle abgesenkt. Aber auch im Bereich der Weihnachtsbeleuchtung hat Klosterneuburg den Weg der Energieeffizienz und Kosteneinsparung eingeschlagen: So  wurde dieses Jahr auf die Beleuchtung des oberen Stadtplatzes total verzichtet und die eingesparten 5.000 Euro dafür dem Stadtmarketing für Handelsbelebung in der Stadt zur Verfügung gestellt. „Auf dem Stadtplatz in Klosterneuburg haben wir Beleuchtung auf LED umgestellt und mit 22 Uhr zeitlich eingeschränkt“, sagt der Bürgermeister.

Velden spart fast 50 Prozent ein

Der Veldener Advent ist mit fast 18.000 Besucher:innen pro Jahr wohl einer der meistbesuchten Adventmärkte Österreichs. Traditionell erstreckt sich das Weihnachtsdorf über den gesamten Ortskern – ein Highlight ist immer der schwimmende Adventkranz am Wörthersee. Auch dieses Jahr erstrahlt die Stadt am See wieder in stimmungsvoller Weihnachtsbeleuchtung. Dass im Vergleich zu früher trotzdem ganze 46 Prozent der Energie eingespart werden können, liegt an einem einfachen Trick: Die kürzeren Einschaltzeiten. “Ab 21 Uhr wird die Weihnachtsbeleuchtung abgedreht”, erklärt der Veldener Bürgermeister Ferdinand Vouk. Velden hat sich seit dem Sommer intensiv mit Einsparungspotenzialen allgemein und speziell in der Adventzeit beschäftigt. Die Erkenntnis:

“Im Bereich der Weihnachtsbeleuchtung sowie des Adventmarktes wird festgestellt, dass der gesamte Stromverbrauch pro Jahr ca. 20.000 kWh beträgt. Davon entfallen ca. 25 Prozent auf die Beleuchtung. Der restliche Stromverbrauch ist dem Adventmarkt (Hüttenbeleuchtung, Heizung bzw. Kochvorrichtungen) zuzuordnen. Mit dem Tourismusverein wurde vereinbart, dass darauf geachtet wird, Energie nur während der Öffnungszeiten des Adventmarktes zu verbrauchen. Im Bereich der Beleuchtung sollen ebenfalls Nachtabschaltungen (Zeitschaltuhren) vorgenommen werden.”

Viele kleine Rädchen machen großen Unterschied

Als e5-Gemeinde hat sich Bürgermeister Vouk mit seiner Gemeindevertretung ein ehrgeiziges Ziel gesteckt: “Beim Stromverbrauch müssen kurzfristig 10 Prozent, mittelfristig 15 Prozent und langfristig 20 Prozent eingespart werden.” Erreichen will Velden das durch die laufende Optimierung der Energieeffizienz. Dazu zählt der konsequent vorangetriebene Ausbau der Fernwärme, der flächendeckende Einsatz von LED-Leuchten, der Ausbau von Photovoltaikanlagen sowie thermische Sanierungen.

Auch die Brenndauer der öffentlichen Straßenbeleuchtung wird verkürzt, mit dem Betrieb in der Eishalle wird nach Abstimmung mit dem Verein später begonnen und früher beendet und die elektrischen Anlagen (Pumpen) im Wasserwerk werden überprüft und bei Bedarf ausgetauscht.

“Wir sparen nicht nur wegen der hohen Preise, sondern in erster Linie für das Klima”, so der Veldener Ortschef. “Wir sind Teil des Klimabündnisses und wollen das letzendlich auch leben. Wir haben das Energiesparkonzept einstimmig im Gemeinderat beschlossen und das wird auch von der Bevölkerung mitgetragen. Energiesparen ist bei uns Causa Prima”.

Einsparen hat auch Grenzen

Andrea Kaufmann, Bürgermeisterin von Dornbirn und Präsidentin des Vorarlberger Gemeindeverbandes hat sich nicht nur die Preissteigerungen für ihre Stadt, sondern für alle Vorarlberger Gemeinden angeschaut. Sie weiß, dass „die Voralberger Gemeinden mit extrem hohen Energiekosten konfrontiert sind – und zwar um Faktor 5 bis 6“, so Andrea Kaufmann. Alleine für die Stadt Dornbirn inklusive des Krankenhauses und der Betriebe haben sich die Energiekosten im Budget von 1,6 Mio. Euro im Jahr 2021 auf 9,6 Mio. Euro für 2023 massiv erhöht. „Soviel kann man gar nicht einsparen“, weiß sie. Daher sei man aktuell in Gesprächen mit den Land, um die laufenden Kosten zumindest für die Gemeinden abzufedern.

Nichts desto trotz setzt Vorarlberg und seine Gemeinden ebenfalls auch Energiesparmaßnahmen. Auf Initiative des Gemeindeverbandes wurde eine Liste an Maßnahmen für die Gemeinden erarbeitet. Demnach gilt in allen öffentlichen Gebäuden eine Empfehlung der Temperaturabsenkung auf 19 Grad, außer in Kindergärten und Pflegeheimen, dort sind es 22 Grad. Auch das Warmwasser ist dort, wo es möglich ist, nur mehr eingeschränkt verfügbar. Neben den kühlen 19 Grad, die auch im Büro der Dornbirner Bürgermeisterin herrschen, hat die Stadt die Dauer der Weihnachtsbeleuchtung um 40 Prozent reduziert – die Advent- und Weihnachtsmärkte sind demnach nur mehr von 16.30 bis 22 Uhr beleuchtet.