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IMPULS: „Miteinander statt Nebeneinander. Gemeinsamer Lebensraum.“

Christoph SCHÖNBORN
Miteinander statt Nebeneinander. Gemeinsamer Lebensraum.

Kardinal Christoph Schönborn ist ein gern gesehener Gast bei den Kommunalen Sommergesprächen. In seinem Impuls zog er viele Parallelen zwischen den Kirchengemeinden und den politischen Gemeinden. Die Gemeinden leben unter dem großen Druck und den vielen Herausforderungen, die bei den Sommergesprächen angesprochen wurden. Die Gemeinden aber auch die Kirche hat eine unglaubliche Resilienz. Die Kirche ging durch viele Krisen und ist dabei immer global gewesen. Die Katholische Kirche ist global und aufgebaut mit Gemeinden. Katholische Kirche ist wohl das erfolgreichste globale Unternehmen der Weltgeschichte. In jedem Jahrhundert seit der ersten Christengemeinde gab es einen neuen Aufbruch der Kirche und immer wieder neue Antworten auf die Fragen der Zeit. Heute verlagert sich das Schwergewicht der katholischen Kirche in den globalen Süden. 60 Prozent der Teilnehmer der Bischofssynode stammen aus dem globalen Süden.

In den Ortskernen des Landes finden wir überall eine Kirche. Die Kirchen sind wichtig für das Leben der Gemeinden vor Ort aber auch fürs Land, fürs Wohl des Landes. Mit all den Krisen umzugehen erfordert nicht nur sehr viel Resilienz, es erfordert auch viel „Spirit“, geistige seelische Kraft. Nur mit Wirtschaft allein wird es nicht gehen, wenn wir nicht interne Ressourcen anzapfen und verwenden, die uns die Kraft geben. Die Ressourcen gilt es gemeinsam zu nutzen. Die Zusammenarbeit zwischen Kirche und politischen Gemeinden hat sich an vielen Orten bewährt. Die Kirche spürt die demografische Krise in unserem Land. Kirchengemeinden werden schmaler und älter. Die Jugend fehlt in den Gemeinden. Die Kirche in den Gemeinden ist weithin sichtbar und eine spirituelle Ressource. Bitte des Kardinals: „Lassen wir die Kirche im Dorf. Die Kirche ist ein Ort der Gegenwart Gottes.“ Drei Grundfragen begleiten die Menschen: „Wo komm ich her? Wo gehe ich hin? Was ist der Sinn des Lebens?“

Kardinal Schönborn will mit dem Gemeindebund eng zusammenarbeiten, wenn es um die Entwicklung der Ressourcen in den Gemeinden geht, um Grundstücke, Pfarrhöfe, Pfründe, aber auch die Kirchenplatzgestaltung. Hier sollen Kirche und Gemeindebund eng zusammenarbeiten. Geplant ist ein „Letter of Intent“, wo die gemeinsamen Aufgaben dargelegt werden.

Weihbischof Turnovsky erläuterte zwei Best-Practice-Beispiele aus dem Weinviertel: Pfarre Glaubendorf (Gemeinde Heldenberg) und Pfarre Wolkersdorf (Gemeinde Wolkersdorf). In der kleinen Pfarre Glaubendorf wurde in Zusammenarbeit mit der Gemeinde, der Feuerwehr und der Pfarre ein neues lebhaftes Zentrum errichtet. In der Pfarre Wolkersdorf hat man gemeinsam mit der Gemeinde das sanierungsbedürftige Pfarrzentrum in bester Lage gemeinsam saniert. Mit einem Pacht- und Nutzungsvertrag wurde die Zusammenarbeit von Pfarre und Gemeinde für 80 Jahre geregelt. Die Investitionskosten betrugen rund 10 Millionen Euro. Für das Gelingen braucht es vor allem drei Faktoren: Ein klares Nutzungskonzept, engagierte Einzelpersonen und die Rückendeckung von Pfarre und politischer Gemeinde. Die alte Denkweise lautet: „Jeder im Dorf muss alles haben.“ Nun muss die neue Denkweise heißen: „Die Gemeinschaft muss haben, was sie braucht!“

©Erich Marschik