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Jagdberg: Erster gemeindeübergreifender Kindergartenverband startet im Herbst

Das neue Vorarlberger Kinderbildungs- und Kinderbetreuungsgesetz stellt die Kommunen im Ländle vor zusätzliche Herausforderungen. Eine zukunftsweisende Lösung haben nun die sechs Jagdberg-Gemeinden umgesetzt und sich mit dem Ziel eines ganztägigen Betreuungsangebots zu einem Gemeindeverband zusammengeschlossen. Vorarlbergweit ist dies die erste gemeindeübergreifende Organisation im Bereich Kinderbetreuung. Das Projekt könnte sogar das erste österreichweite Pilotprojekt in dieser Form sein.

Gemeinden sichern ganztägige Kinderbetreuung

Die Gemeinden Düns, Dünserberg, Röns, Satteins, Schlins und Schnifis, die die historische Region Jagdberg im vorderen Walgau bilden, zählen zu den kleineren Gemeinden in Vorarlberg. Nach dem neuen Kinderbetreuungsgesetz wäre auch die kleinste von ihnen – Dünserberg mit nur 140 Einwohnern – dazu verpflichtet, ab einem Kind eine Betreuung anzubieten. Mittels der Lösung als Gemeindeverband, der die Koordination, Organisation und Durchführung der Kinderbetreuung bis 14 Jahre übernimmt und als Rechtsträger auftritt, wird eine tragfähige Lösung geschaffen, die für alle Beteiligten Vorteile bringt.

Wahlmöglichkeit für Eltern geschaffen

„Alle Kindergarten-Standorte bleiben erhalten. Eine davon wird die Jagdberg-Gruppe, die die Ganztagsbetreuung – von Montag bis Freitag von früh bis spät – abdeckt“, erzählt Wolfgang Lässer, Bürgermeister von Schlins, der künftig auch als Obmann im neuen Gemeindeverband fungieren wird. „Die Eltern können künftig entscheiden, ob ihnen die Öffnungszeiten am örtlichen Standort reichen, oder ob sie mehr Betreuung benötigen.“ Der Bürgermeister sieht darin eine wesentliche Erleichterung für mindestens 10 Eltern.

Bürgermeister Wolfgang Lässer war federführend bei der Gründung des Gemeindeverbands. ©Foto Woelli
Bürgermeister Wolfgang Lässer war federführend bei der Gründung des Gemeindeverbands. ©Foto Woelli

Ermöglicht wird damit auch eine bessere Ausfallsicherheit, eine schlanke, digitalisierte Verwaltung und eine verbesserte Betreuung in Randzeiten und in den Ferien. Doch nicht nur das: Für die einzelnen Standorte sind künftig auch Schwerpunkte in der Betreuung geplant – wie etwa Sprachförderung oder Inklusion. Damit wird ein breites und qualitatives Angebot in der Region ermöglicht.

Koordiniert wird die Kinderbetreuung im Verband künftig von Ulrike Porod, erfahrene Elementarbildungs-Expertin und derzeit noch als Abteilungsleiterin bei der Stadt Feldkirch tätig. Sie betont, dass durch die Kooperation der Gemeinden Synergien genutzt werden, die zuvor nicht möglich waren. „Für die Eltern ist es sicher eine große Erleichterung, weil sie die Wahlfreiheit haben, wo sie ihr Kind betreuen lassen wollen. Die Gemeinden können gemeinsam auf diese Weise ein umfassendes Angebot gewährleisten und beim Personal wird man künftig flexibler sein, wenn es darum geht, bei Ausfällen Ersatz zu finden. Unterm Strich werden alle profitieren“, so Porod. Sie wird, genauso wie alle neuen Pädagoginnen und Pädagogen, direkt beim Gemeindeverband angestellt sein.

Das bestehende Personal soll ebenfalls übernommen werden. Wichtig war es den Bürgermeistern der betroffenen Gemeinden aber, das Kinderbetreuungspersonal in die Entscheidung einzubinden. Bürgermeister Lässer: „Es freut mich ganz besonders, dass wir die Pädagoginnen und Pädagogen auf unserer Seite haben.“

„Der Auswahlprozess der neuen Stelle der Koordinatorin hat gezeigt, dass wir damit auch als Arbeitgeber attraktiver werden“ sagen die Bürgermeister Gerold Mähr (Düns) und Walter Rauch (Dünserberg) unisono. „Als Kleinstgemeinde können damit auch wir unseren Standort in geburtenschwachen Jahrgängen absichern, weil wir Plätze für Kinder aus den anderen Gemeinden zur Verfügung stellen können“, so der Rönser Bürgermeister Michael Ammann.

Einstimmiger Beschluss in sechs Gemeindevertretungen

Am 30. Jänner 2023 fiel der Startschuss für den Verband: Alle sechs Gemeindevertretungen stimmten einstimmig für den Gemeindeverband. Dieser Beschluss war notwendig für die Umsetzung. Im Herbst 2023 will man mit dem Angebot starten. Finanziert werden die Kinderbetreuungseinrichtungen von allen sechs Gemeinden gemeinsam mit einem Sockelbetrag und zusätzlichen Beiträgen, die sich jeweils nach dem Einwohnerschlüssel staffeln.

„Andere Gemeinden können sich etwas abschauen: Wir können nicht mehr jeder unser eigenes Süppchen kochen.“ – Bürgermeister Wolfang Lässer, Gemeinde Schlins.

Ein weiterer großer Vorteil der Kooperation: „Bei der Auslegung von rechtlichen Vorgaben haben wir jetzt einheitliche Regelungen. Das ist eine große Verbesserung zu früher, wo beispielsweise bei den Covid-Regelungen in sechs Kindergärten die Regeln unterschiedlich gedeutet wurden“, erklärt Bürgermeister Wolfgang Lässer. Auch Ulrike Porod, die künftige Leiterin der Koordinationsstelle, ist von dem Modell überzeugt: „Ich würde anderen Gemeinden auf jeden Fall empfehlen, den Weg eines Gemeindeverbands zu gehen. Ich denke, das ist ein Zukunftsmodell.“

„Wir Gemeinden müssen bei wichtigen Themen wie der Kinderbetreuung zusammenarbeiten, anders wird es sich nicht mehr ausgehen. Insgesamt sind wir jetzt gut aufgestellt für die Zukunft“, betont der Schlinser Ortschef zum Abschluss.

Die sechs Jagdberggemeinden sind mit ihrer Kooperation für die Kinderbetreuung startbereit. v.l.n.r. die Bgm. der 6 Gemeinden: Walter Rauch (Dünserberg), Michael Ammann (Röns), Simon Lins (Schnifis), Gerold Mähr (Düns), Wolfgang Lässer (Schlins), Andreas Dobler (Satteins) ©Gemeinde Schlins