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UN-Klimaziele in den Gemeinden

13.6.2017 – Der Klimawandel als globales Sorgenkind und dazu 17 UN-Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, damit sich auch noch Morgen die Erde dreht. Die Basis zum Erfolg bilden dabei die Gemeinden.

Globales hat immer größere Auswirkungen auf Lokales. Folglich sind kommunale Regierungen mit den Konsequenzen dessen konfrontiert, was außerhalb ihrer Grenzen geschieht. Deshalb braucht es weltweite Zusammenarbeit, für die die Agenda 2030 einen idealen Rahmen bietet. Das alles umfassende Ziel dabei ist, sich gemeinsam den gegenwärtigen, globalen Herausforderungen zu stellen, sie zu bewältigen und die Welt lebenswert zurückzulassen. „Was ist aber notwendig, um die darin enthaltenen 17 UN-Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals – SDGs) auf die lokale Ebene zu bringen?“

2009 stellte der Kindergarten von Hofamt Priel seine Ölheizung auf Miscanthus um. Erfahrung mit dem Elefantenschilfgras hatte zu Beginn des Pilotprojekts noch niemand. ©Gemeinde Hofamt Priel
2009 stellte der Kindergarten von Hofamt Priel seine Ölheizung auf Miscanthus um. Erfahrung mit dem Elefantenschilfgras hatte zu Beginn des Pilotprojekts noch niemand. ©Gemeinde Hofamt Priel

Universalgültigkeit

Die Agenda 2030 wurde bei der Generalversammlung der UN 2015 von allen 193 Staats- und Regierungschefs der Welt beschlossen. Sie besteht aus einer Politischen Erklärung, dem Katalog der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele sowie dazugehörig 169 Unterziele, dem Maßnahmenpaket zur Umsetzung der Ziele und dem System zur Messung und Kontrolle des jeweiligen Fortschritts in der Umsetzung.

„Ausgangspunkt sind die Milleniumsziele. Während diese für Entwicklungsländer gedacht waren, besitzen die UN-Nachhaltigkeitsziele universelle Gültigkeit. Es geht ebenso um Partnerschaften zwischen den Staaten: Wir müssen uns gemeinsam zur Erreichung der Ziele einsetzen“, definiert Hannes Feldhofer, Abteilungsleiter für Wirtschaft, Arbeit und Energie im Bundeskanzleramt, die Einzigartigkeit des Projekts.

Gemeinden als unabdingbare Partner

Um dies erfolgreich umsetzen zu können, ist eben der ganze Staat, das gesamte Österreich gefragt – nicht alleine auf Bundesebene, sondern ebenso Engagement in den Gemeinden, wie Feldhofer argumentiert: „Die Kommunen sind ein wichtiger Bereich. Sie haben den direkten Kontakt zur Bevölkerung und müssen integriert werden. Dass Gemeinden beim Erreichen von globalen Zielen das Fundament bilden, davon ist auch der niederösterreichische Nachhaltigkeitskoordinator Thomas Steiner überzeugt: „Gemeinden sind enorm wichtig, denn nur über sie kann Bodenhaftung aufgebaut werden.“

Verarbeitet erinnert das Elefantenschilfgras anderswertig an die Dickhäuter. ©Gemeinde Hofamt Priel
Verarbeitet erinnert das Elefantenschilfgras anderswertig an die Dickhäuter. ©Gemeinde Hofamt Priel

Von den 17 UN-Nachhaltigkeitszielen sind für Gemeinden beispielsweise Ziel 11 (Nachhaltige Städte und Gemeinden), 13 (Maßnahmen zum Klimaschutz) und 15 (Leben an Land) relevant. Für Ziel elf müssen sich Städte und Kommunen gleichwertig entwickeln. Nicht nur wird die Verbindung der beiden Lebensräume mittels des Ausbaus von öffentlichen Verkehr angestrebt, was nebenher den Zugang zu Grünflächen sicherstellen soll, auch bezahlbarer Wohnraum muss gewährleistet werden.

Ziel 13 sieht grob die Einbeziehung der weltweiten Klimaschutzmaßnahmen auf allen Politikebenen vor. Zusätzlich soll aufgeklärt und sensibilisiert werden. Damit verbunden werden mittels Ziel 15 die politischen Vertreter beauftragt, Landökosysteme zu schützen, sie wiederherzustellen und deren nachhaltige Nutzung zu fördern. Wälder müssen demnach nachhaltig bewirtschaftet, die Bodendegeneration und der Biodiversitätsverlust beendet werden.

Ein großes Bewusstsein bei lokalen Projekten hinsichtlich ihrer potentiellen globalen Reichweite beweist das Bundesland Niederösterreich. In den Gemeinden sind die UN-Nachhaltigkeitsziele indirekt die lokale Agenda integriert. Das Land unterstützt dahingehend Kommunen nicht nur mittels Webtools (näheres dazu siehe in der Linkbox), sondern fördert zudem einschlägige Nachhaltigkeitsprogramme wie die Klimabündnis, die Fairen oder die Gesunden Gemeinden.

Elefanten spenden Wärme

Großen Aufholbedarf in Österreich gibt es beim Klima. Die Europäische Union hat vorgegeben, dass bis 2030 12-13 Tonnen an CO2 eingespart werden müssen. "Hier gibt es massive Aufgaben zu erfüllen", bemerkt Feldhofer. ©UN
Großen Aufholbedarf in Österreich gibt es beim Klima. Die Europäische Union hat vorgegeben, dass bis 2030 12-13 Tonnen an CO2 eingespart werden müssen. „Hier gibt es massive Aufgaben zu erfüllen“, bemerkt Feldhofer. ©UN

Eine niederösterreichische Kommune, die das globale Nachhaltigkeitsbewusstsein bereits wortwörtlich in den Kinderschuhen schärft, ist Hofamt Priel. Die 1.700-Einwohner-Ortschaft setzt auf nachhaltige Beheizung mittels Elefantenschilfgras. „Dieses wird vom örtlichen Landwirt angebaut, verarbeitet, im Kindergarten verheizt und anschließend gelangt die Asche wieder auf den Acker. Wir sparen Emissionen und fossile Brennstoffe ein, was sich positiv auf die gesamte Welt auswirkt und befinden uns durch die ganzheitliche Nutzung des Grases in einem ökologischen Kreislauf“, freut sich der Bürgermeister des Orts Friedrich Buchberger über das einzigartige Projekt.

Guten Morgen Nachhaltigkeit

Auch Ottenschlag möchte seiner Bevölkerung globale Nachhaltigkeitsthemen näher bringen. Daher wurden bereits zwei Klimabündniswandertage samt Guten-Morgen-Frühstück veranstaltet, bei denen einerseits regionale Produzenten vorgestellt wurden und andererseits Private, die schon auf nachhaltige Energien setzen, ihre Erfahrungen diesbezüglich weitergaben. „Seitdem hat sich einiges getan. Inzwischen verfügen wir über ein E-Car-Sharing, auch ist die Nachfrage für Photovoltaik-Anlagen gestiegen. Zudem möchte ein Betrieb eine zweite Zentralheizanlage errichten“, ist die Bürgermeisterin von Ottenschlag, Christa Jager, über die Entwicklung begeistert.

Internationaler Einsatz für intensivere Kooperation

„Ich empfinde es generell als notwendig, dass in Gemeinden große Themen im kleinen Rahmen näher gebracht werden. Wir können etwa lokal durch nachhaltige Konsumation oder der Nutzung von anderen Energien global erreichen, dass die Ausbeutung von Menschen und natürlichen Ressourcen zurückgeht“, sieht Jager bei lokalen Initiativen ein Potential zum Beitrag von globalen Erfolgen.

Die bedeutsame Funktion von Lokalregierungen bei globalen Anliegen, wie eben bei den UN-Nachhaltigkeitszielen, war auch Thema bei der Veranstaltung „UN Global Goals, Triggering a Wave of Actions in Europe and Beyond“ vom 29. Mai 2017 in Brüssel, koordiniert durch den Rat der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE) und PLATFORMA, dem gemeinsamen Sprachrohr der Gemeindevertreter. Es bedarf noch weiterer Ortsparlamente, die auf den Zug der Zukunft aufspringen.

Im kommunalen Rahmen wiesen die Stationen entlang des 8 Kilometer langen Rundwegs in Ottenschlag auf globale Klimathemen und dahingehende Alternative hin. (Bild: ZVG)
Im kommunalen Rahmen wiesen die Stationen entlang des 8 Kilometer langen Rundwegs in Ottenschlag auf globale Klimathemen und dahingehende Alternative hin. (Bild: ZVG)

Um dies zu erreichen, so gelangten die Teilnehmer der Veranstaltung zur Einsicht, müssen noch mehr Lokalpolitiker ein Bewusstsein für universelle Ziele entwickeln. Zudem braucht es vermehrter Kommunikation zu den Gemeindevertretungen als auch zur Bevölkerung. Gleichsam werden Kooperationen und das darin eingegliederte gegenseitige „Monitoring“ und die Datenerhebung von geplanten beziehungsweise ausgeführten Projekten vonnöten sein.

Für unser aller Morgen

Ähnlich sieht Steiner noch großen Aufholbedarf hinsichtlich der Kommunikation zwischen Bund, Ländern sowie Gemeinden und fordert mehr Unterstützung: „Gemeinden muss deutlicher gemacht werden, worum es geht. Wird kommuniziert, dass sie nicht nur lokal etwas verändern, sondern überdies für die ganze Welt einen Beitrag leisten, motiviert das. Derzeit gibt es viel zu wenig Zusammenarbeit und Austausch zwischen den Regierungsebenen. Es ist sozusagen Übersetzungsarbeit notwendig.“

„Ebenso genügt es nicht, das darzustellen, was der Bund ohnehin ausführt und wie sich dieses Handeln auf die UN-Nachhaltigkeitsziele auswirkt. Die Frage bei geplanten Projekten zur Nachhaltigkeit in den Bundesländern beziehungsweise Kommunen, ob man das denn mache müsse, darf nicht aufkommen. Denn die Antwort lautet „Nein“. Aber somit erhält die betroffene Gemeinde nicht die benötigte Unterstützung. Es braucht an Kraftanstrengung.“ Proaktive Anstrengung um unser aller Morgen zu sichern.