Best Practice
Wie und in welchen Bereichen kann meine Gemeinde ressourceneffizienter werden?
Um einen breit angesetzten Praxisbezug der Strategie zu ermöglichen, wurden Workshops mit österreichischen Gemeinden abgehalten sowie Pilotaktivitäten verfolgt und dokumentiert. Zusätzlich wurden Best-Practice-Beispiele in den 3 Themenfeldern gesammelt und mittels eines „Bilderbuchs der Möglichkeiten“ und eines „Maßnahmenkatalogs“ unter den österreichischen Gemeinden verbreitet.
Maßnahmenkatalog
Der Maßnahmenkatalog enthält detaillierte Informationen über bereits umgesetzte Projekte in österreichischen Gemeinden. Darin werden Hintergründe, zu erwartende Effekte, Herausforderungen und Hilfestellungen der einzelnen Projekte aufgezeigt. Der Maßnahmenkatalog beinhaltet auch eine Liste an beschriebenen Fördermöglichkeiten sowie der Kontaktstellen für alle Bundesländer.
Bilderbuch der Möglichkeiten
Das Bilderbuch der Möglichkeiten enthält eine Reihe weiterer erfolgreich umgesetzter Aktivitäten der Gemeinden in den drei Themenfeldern. Hier ist die Informationen bewusst knapp gehalten, da das Bilderbuch in erster Linie visuell ansprechen soll.
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Nachhaltige Beschaffung: Neues Gesundheitszentrum und Wohnungen für Kuchl (Land Salzburg)
Architektonisch anspruchsvoll präsentiert sich ein neues Projekt der Salzburg Wohnbau in Kuchl (Land Salzburg). Zentral im Ortszentrum wird ein außergewöhnliches Gebäudeensemble realisiert, das einem Gesundheitszentrum, 22 Wohnungen und einem Geschäft Platz bieten wird. Die Umsetzung erfolgt nach den Plänen des renommierten Salzburger Architekturbüro „kofler architects“. Ein zentrales Element der Planung und Umsetzung war die Nutzung von Holz. Holz ist nicht nur klimaneutral, sondern in dem Fall auch ein regionaler Baustoff. Der Massivbau wird soweit wie möglich durch konstruktiven Holzbau ergänzt. Mit Holz sind ebenfalls die Sichtschutzelemente sowie die vorgehängte Fassade ausgestattet. Somit konnte einer wichtigen Vorgabe zur nachhaltigen Beschaffung im Hochbau entsprochen werden: dem Bezug emissionsarmer Bauprodukte. Insgesamt werden drei Gebäude errichtet, die stufenförmig kleingliedrig angelegt sind. Ein Mix aus Massivbauweise und konstruktivem Holzbau sowie die vorgehängte Holzfassade stellen einen regionalen Bezug her. Schiebeläden mit horizontaler Holzschalung dienen als Sichtschutzelemente. Glasgeländer sorgen für fließende Übergänge in den einzelnen Ebenen. In einem der Häuser sind auf einer Nutzfläche von 666 m² Praxisräume für Ärzte und Physiotherapeuten geplant. In den beiden anderen Gebäuden sind 2-, 3- und 4-Zimmer-Eigentumswohnungen vorgesehen und ein Geschäft. Das Gebäudeensemble wurde Herbst 2018 fertiggestellt
KONTAKT: Pressestelle Salzburg Wohnbau; c/o Hebenstreit & Picker Public Relations GmbH; Otto-Pflanzl-Straße 14, 5020 Salzburg, Tel. +43 662 821226-0, E-Mail: riegler@hebenstreit-picker.at
Weitere Beispiele aus Österreich
Eine nachhaltig beschaffene Schule – Gemeinde Altmünster
In Altmünster mussten zwei Schulen zusammengelegt werden, und so bestand die Notwendigkeit, das existierende Gebäude zu erweitern. Durch die Verwendung erhaltener Gebäudeteile im Neubau konnten Ressourcen gespart und Baurestmassen vermieden werden
Energiefressern den Strom abdrehen – Gemeinde Virgen
Die Gemeinde Virgen hat beschlossen, alte Haushaltsgeräte durch energiesparende auszutauschen. Sie unterstützt dabei die BürgerInnen mit einem Konstenzuschuss.
Ökoputzmittel für eine saubere Zukunft – Gemeinde Weiz
Gemeinde Weiz setzt seit etwa 15 Jahren auf ökologische Reinigung in öffentlichen Gebäuden.
Gemeindeübergreifende Kooperation: Mühltal und Region Böhmerwald bündeln ihre Kräfte auf Dauer
Eine angespannte finanzielle Lage und stetig steigende Anforderungen für Umweltschutz bei erhöhter Effizienz und Qualität kommunaler Dienstleistungen stellen die österreichischen Gemeinden oft vor ernsthaften Herausforderungen. Die Gemeinden in Mühltal und der Region Böhmerwald haben frühzeitig nach einer dauerhaften, zukunftsorientierten Lösung gesucht – und diese bereits im Jahr 1990 gefunden: die interkommunale Zusammenarbeit. Den Beginn setzten 15 Mitgliedsgemeinden mit 37.500 EinwohnerInnen. 5 Jahre später wurde die erste Verbandskläranlage in Betrieb genommen, 450 km Kanalnetz mit 12.000 Schächten, 200 Pumpwerken und 27 Regen- und Regenrückhaltebecken wurden erbaut. Die Erweiterung dieser Kommunaldienstleistungen und ihrer Qualität ging weiter – nun ziehen die 25 Mitgliedsgemeinden die Erfolgsbilanz: im Jahr 2018 betreuen sie 6 Kläranlagen, etwa 1.050 km Kanalnetz mit 18.200 Kanalschächten, 320 Pumpwerken sowie 60 Regen- und Regenrückhaltebecken. Die Ziele für die Zukunft sind ebenfalls klar umrissen: beispielsweise der Umbau der Anlagen; ihre zentrale Überwachung; ein gemeinsames Informationssystem sowie ein gemeinsames Beschaffungswesen und Lagerhaltung. Die gemeinsamen Ziele sollen auch weiters gemeinsam erreicht werden – sowie von anderen lernen und mit anderen das Erlernte teilen. Das Wichtigste dabei: „Kooperation ist nur dann langfristig von Erfolg, wenn alle Beteiligten einen in einem ausgewogenen Verhältnis stehenden Vorteil ziehen“.
KONTAKT: Reinhalteverband Mühltal & Region Böhmerwald; Iglbach 40, 4171 Auberg (Rohrbach), Tel. +43 072 828525, E-Mail: office@rhv-muheltal.at.
Weitere Beispiele aus Österreich
Ökoregion Kaindorf – gemein(de)sam für Ressourceneffizienz – Gemeinden Dienersdorf, Ebersdorf, Hartl, Hofkirchen, Kaindorf, Tiefenbach
Die Ökoregion Kaindorf wurde mit dem Ziel gegründet, als Vorbildregion für eine ökologisch und nachhaltige Kreislaufwirtschaft zu wirken. Es wurden über 240 Projekte in den Bereichen Humusaufbau/Landwirtschaft, Bewusstseinsbildung und Kaufverhalten, Mobilität, Wohnbau/Sanierung, Heizen/Strom, Energiesparen, Tourismus, Wasser/Wind etc. durchgeführt.
„Quadrella“ – Kooperation im Quadrat – Gemeinden Bürs, Bludenz und Nüziders
Die Gemeinden schlossen sich zusammen, um das Betriebsgebiet „Quadrella“ zu gründen. Dadurch können bestehende Infrastruktureinrichtungen besser ausgenutzt und ein Beitrag zur flächeneinsparenden Raumentwicklung geleistet werden.
Bauhof stärkt Zusammenhalt – Gemeinden Aspach, Roßbach, Höhnhart, St. Veit
Die vier Gemeinden haben einen gemeinsamen Bauhof errichtet, wodurch Fläche eingespart wird. Weiters werden Maschinen, Fahrzeuge und Geräte gemeinsam und somit effizient genutzt.
Nachhaltige Flächennutzung: Fläche bekommt Mehrwert in Teesdorf
Die alte Baumwollspinnerei in Teesdorf (NÖ) ist eines der ersten Stahlbetonbauten in Österreich und steht unter Denkmalschutz. Sie wurde Anfang des 19. Jahrhunderts errichtet und bis zum Jahr 1993 genutzt. Fast 20 Jahre lang danach stand sie leer. Die Gemeinde Teesdorf hat gemeinsam mit den Verantwortlichen im Land NÖ nach Bauträgern gesucht, um das Gebäude als Denkmal zu erhalten und gleichzeitig weiter zu nutzen, und um neue Bodenversiegelung zu vermeiden. Die Wohnbauförderung des Landes Niederösterreich sowie finanzielle Mittel für Denkmalpflege vom Bundesdenkmalamt ermöglichten dem gemeinnützigen Bauträger Arthur Krupp GmbH, betreut durch das „Mutterunternehmen“, der gemeinnützigen Bau- und Wohnungsgenossenschaft Wien-Süd, diese Herausforderung zu meistern: die charakteristische Architektur wurde erhalten, und die Baumwollspinnerei wurde Anfang 2016 mit 69 Wohnungen zum neuen Leben erweckt. Die große Herausforderung stellte die Statik des bestehenden Bauwerks bei Einhaltung der Denkmalschutzauflagen dar. Das Bauwerk verfügte über Elemente mit unterschiedlicher Betongüte. Die Druckfestigkeit wurde neu berechnet und entsprechend gesichert. Die bestehenden Decken wurden stufenweise abgerissen und neu gebaut. Die Gesamtnutzfläche beträgt 4.651 m2 auf einer Grundrissfläche von etwa 2.500 m2. Die optimale Flächenaufteilung der Wohnungen wurde mittels Innen- und Trennwände erreicht. Die ursprüngliche Raumhöhe wurde mit Zwischendecken auf etwa zwei Meter reduziert. Auf dem Dach wurden eine 150-m2-Solaranlage und ein Schwimmbad errichtet. Die zwei Keller wurden für die Unterbringung der Gebäudetechnik und einer Pelletheizung umfunktioniert. Die Erhaltung und Renovierung der Fassade stellte eine besondere Herausforderung dar, für welche Expertise vom Bundesdenkmalamt und namhaften Restauratoren notwendig war.
KONTAKT: Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft „Arthur Krupp“ Ges.m.b.H., Marktgemeinde Teesdorf Bauamt, 2524 Teesdorf
Nachhaltige Flächennutzung: Vom Leerstand zur Ressource
Die Gemeinde Enns (OÖ) definiert als schonend zu bewirtschaftende Ressourcen ihre historische Altstadt und die verfügbare Fläche in der Gemeinde. Um Leerstände in der historischen Altstadt vor dem Verfall zu schützen, bediente sich die Gemeinde im Jahr 2016 einer innovativen Lösung – des Leerstandchecks. Ziel war es, die Leerstände langfristig zu beleben.
Ein „Leerstandbeauftragter“ sollte das Problem leerstehender Lokale in der Ennser Altstadt auf operativer Ebene und gesamtheitlich lösen. Dieser erfasste zuerst die Leerstände, kontaktierte die EigentümerInnen, suchte potenzielle MieterInnen und vernetzte sie. Eine von ihm parallel durchgeführte Analyse ergab, dass drei Komponenten für leerstehende kleinere Geschäftslokale verantwortlich sind: die anfänglichen Mieten bei einer noch unsicheren Perspektive für Geschäftserfolg, die Kosten für die Ausstattung und der Mangel an professionellen Marketingmaßnahmen. Durch intensive Gespräche mit dem potenziellen VermieterInnen sowie durch ein eingereichtes LEADER-Projekt konnte der Leerstandbeauftragte die notwendige anfängliche Unterstützung für die neuen MieterInnen hinsichtlich Miete, Ausstattung und Marketing organisieren.
Ein Jahr nach dem Stelleneintritt des Leerstandbeauftragten wurde die Anzahl der Leerstände um 20% reduziert, 11 Geschäftslokale wurden auf Dauer vermietet. Und die einstige Notmaßnahme hat sich inzwischen selbst in ein wirtschaftlich attraktives Selbstläufermodell verwandelt.
KONTAKT: Max Homolka, PopUp Stores Enns TSE GmbH, Hauptplatz 19, A-4470 Enns, Tel. +43 660 6679 329, management@tse-gmbh.at, www.tse-enns.at
Weitere Beispiele aus Österreich
Treffpunkt Leerstand – Gemeinde Ottensheim
In der Gemeinde Ottensheim wurde das Ortszentrum revitalisiert und das Gemeindeamt neu eröffnet. Dabei wurde ein altes Gebäude erhalten und gleichzeitig eine offene Begegnungsmöglichkeit für die Bürgerinnen geschaffen.
„Spinnerei“ mit Mehrwert – Gemeinde Teesdorf
In der ehemaligen Bauwollspinnerei in Teesdorf, welche denkmalgeschützt ist, wurden 6 Wohnungen errichtet. Somit konnten weitere Ressourcen und Flächen eingespart werden.
Sonnengarten – Gemeinde Zell am See
Die Stadtgemeinde Zell am See setzt auf nachhaltige und zukunftsweisende Wohnbauten und sorgt so für eine möglichst geringe Bodenversiegelung. Für das Projekt „Sonnengarten Limberg“ erhielt die Gemeinde den ÖGUT Umweltpreis 2016.