Die sogenannte „letzte Meile“ gilt als unüberwindbares letztes Hindernis bei der Umsetzung von klimaneutraler Mobilität in ländlichen Gemeinden. Oftmals kommt man bis zum Bahnhof bzw. Busbahnhof, aber bis zum Ziel sind es meist noch einige Kilometer, wegen derer viele Menschen immer noch das eigene Auto vorziehen. Für diese letzte Meile gibt es einige Lösungsmodelle, den sogenannten Mikro-ÖV – konkret etwa Fahrgemeinschaften oder Sammeltaxis – wo es häufig noch an der Umsetzung hapert. Ein erfolgreiches Beispiel ist jedoch der Tennengau-Shuttle.
Gemeinden zahlen, Verkehrsverbund organisiert
Der Tennengau-Shuttle ist seit Dezember 2024 im Einsatz und ergänzt das bestehende Öffi-Angebot in den vier Tennengauer Gemeinden Puch, Oberalm, Adnet und Krispl (Salzburg). Zwei Kleinbusse fahren innerhalb von bestimmten Zeiträumen (ab 6 bzw. 8 Uhr morgens bis 22 bzw. 24 Uhr) auf Nachfrage verschiedene Haltestellen an, die fußläufig gut erreichbar sind. Insgesamt gibt es 111 Haltestellen. So wurde für einen Anschluss an den öffentlichen Verkehr gesorgt, wo es zuvor noch keine Verbindung gab. Bestellen kann man den Shuttle via App oder auch telefonisch, der Preis für eine Fahrt innerhalb einer Zone liegt bei 2,50 Euro (Klimaticket und regionale Verkehrstickets werden anerkannt). Der Shuttle-Service wird vom Salzburger Verkehrsverbund angeboten und durch die vier teilnehmenden Gemeinden – Adnet, Oberalm, Puch und Krispl-Gaißau – finanziert. Das Land steuert zur Finanzierung des „Tennengau Shuttles“ derzeit 60.000 Euro bei, in den Folgejahren 40.000 Euro.
„Unzählige Bürgerinnen und Bürger haben sich seither über die Shuttle-App registriert oder bestellen telefonisch unseren unkomplizierten und bequemen Zubringerdienst. Die Bewältigung des sogenannten letzten Kilometers gibt so vielen Menschen die Gelegenheit, wieder mobiler und dadurch selbständiger und selbstbestimmter zu leben. Die Nachfrage nach weiteren Haltestellen im Gemeindegebiet ist ebenfalls groß. Unser Projekt ist ein voller Erfolg!“, zieht der Adneter Bürgermeister Wolfgang Auer in meinbezirk.at Bilanz.
Ausbau geplant
Weil der Tennengau-Shuttle so erfolgreich ist, wird bereits an Ausbauplänen gefeilt. Das Land Salzburg ist sehr zufrieden mit dem Projekt und will nun weitere Gemeinden an das Angebot anbinden. Außerdem will man das Angebot mit zusätzlichen Haltestellen und einem Ausbau der App weiter verbessern. Diese Möglichkeit, entlegenere Ortschaften an den Öffentlichen Verkehr anzubinden, soll auch den Tourismus ankurbeln.
Erfolgsfaktor: Bedarfsorientierung
Die Entwicklung des Tennengau-Shuttles war übrigens wohlüberlegt und wissenschaftlich gestützt: Innerhalb eines mehrstufigen Prozesses wurde das Konzept anhand bestimmter Kriterien für Bedarfsverkehr entwickelt. Dahinter steckt das Forschungsprojekt PRIMA (Planungsgrundlagen für raumtypenspezifische, integrierte Mobilitätsangebote im Bedarfsverkehr), das konkrete Schlüssel für einen erfolgreichen Mikro-ÖV ausgearbeitet hat. Denn: Ob und wie genau ein solcher Shuttle funktioniert, hängt von der Gemeinde, der Region und vielen Rahmenbedingungen ab. So spielt zum Beispiel eine Rolle, wie das aktuelle Öffi-Angebot aussieht, wie die Siedlungsstruktur ausgestaltet ist, wie viel Nachfrage wirklich besteht und ob es sich um Tourismus- oder Auspendlergemeinden handelt.
Für eine erfolgreiche Planung zahlt sich auch aus, sich Finanzierung, Tarifgestaltung, Zielgruppen, Barrierefreiheit, etc. im Vorfeld gut zu überlegen. Dafür wurden im Zuge vom Forschungsprojekt PRIMA insgesamt 25 Erfolgsfaktoren definiert, die Gemeinden als Hilfestellung bei der Planung dienen. Alle Faktoren finden Sie auf bedarfsverkehr.at sowie im Handbuch-on-Demand. Den Forschungsbericht mit allen Ergebnissen finden Sie unten zum Download. Der Tennengau-Shuttle und sein Erfolg zeigen: Wohlüberlegte Planung macht sich bezahlt!