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Wende im Plastiksackerl-Kampf?

28.11.2014 – Das Bewusstsein für die Schädlichkeit von Plastiksackerl wächst in Österreich immer weiter. In mehreren Gemeinden wurden bereits kreative Initiativen gestartet. Um die Anzahl der Plastiksackerl innerhalb der Kommune zu reduzieren bedarf es aber auch der Mitarbeit von Geschäften und Konzernen. Einer Regelung, die auch die Handlungsweisen im Vertrieb diesbezüglich festlegen soll, steht auf EU-Ebene nun nichts mehr im Weg.

Der ausschlaggebende Faktor 

Im Kampf gegen die Plastiksackerl gäbe es immer zwei Komponenten, weiß Wieselburgs Vizebürgermeisterin Irene Weiß, die sich schon vor fünf Jahren für diese Sache stark gemacht hat. „Zum einen sind es die Konsumenten, die wir gut erreichen können, und zum anderen sind es die Verkäufer und die Konzerne, welche oft ganz eigene Richtlinien haben und ausschließlich eigene Sackerl mit eigenem Logo verwenden dürfen“, erklärt Weiß. Die „Plastiksackerlfreiheit“ einer Gemeinde steht und fällt somit mit seinen Unternehmen.

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(Bild: ZVG)
Bürgermeister Johann Ganisl freut sich über die Zusammenarbeit mit dem örtlichen Nahversorger und dem Bäcker. Diese greifen ausschließlich bei Fleisch, Obst und Gemüse auf Kunststoff zurück.

Die beliebten Jutetaschen von Nußdorf am Haunsberg

Im salzburgerischen Nußdorf am Haunsberg begann man bereits vor knapp drei Jahren mit einer Initiative gegen die „Wegwerfsackerl“. Von der Gemeinde organisiert und vom Flachgauer Bezirksparteiobmann Josef Schöchl unterstützt, wurden Anfang 2012 1.000 Stofftaschen an die Nußdorfer Haushalte verteilt.

„Natürlich blieb es nicht bei einer einmaligen Aktion. Mittlerweile hat schon eine zweite Verteilaktion stattgefunden“, erzählt Bürgermeister Johann Ganisl zufrieden. „Man würde gar nicht glauben, wie viele Leute hier mit unseren Nußdorfer Jutetaschen herumlaufen – ich selbst ja auch“, so das Ortsoberhaupt der rund 2.300 Einwohner umfassenden Gemeinde. Große und notwendige Unterstützung bekommt die Kommune in dieser Sache vor allem vom Nahversorger und vom Bäcker, welche abgesehen von der Verpackung von Fleisch, Obst und Gemüse völlig auf Kunststoffsackerl verzichten.

Wieselburg fordert Unterstützung von oben

Für eine recht medienwirksame Aktion sorgte 2010 die Gemeinde Wieselburg mit ihrer Stofftaschen-Sammelaktion. Noch heute werden diese Taschen, die in der rund 3.800 Einwohner-Gemeinde geradezu einen Boom ausgelösten hatten, beim Adventmarkt und anderen Events verteilt.

Vizebürgermeisterin Ingrid Weiß erzählt, dass man in einem weiteren Schritt auch die Geschäfte in Wieselburg mit Papiertaschen ausgestattet hätte, um auch dort die Plastiksackerl zu verbannen. „Das Bewusstsein für diese Thematik ist in unserer Bevölkerung auf jeden Fall sehr stark angestiegen, doch das Ziel eines „Plastiksackerl-freien Wieselburgs“ lässt sich aufgrund der Richtlinien mancher Konzerne momentan einfach noch nicht umsetzen“, so Weiß, die in diesem Punkt seit Jahren auf Normierungen von oben pocht.

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(Bild: ZVG)
Vizebürgermeisterin Irene Weiß und Bürgermeister Günther Leichtfried beteiligten sich eigenhändig an der Verteilaktion der Wieselburger Papiertragetaschen.

EU-Staaten einigen sich auf Reduktionskompromiss 

Einer derartigen Regulierung steht auf EU-Ebene seit kurzem nichts mehr im Weg. Die EU-Staaten nahmen am Mittwoch, den 19. November, einstimmig einen Kompromiss zur geplanten Reduktion von Plastiksackerl an. Demnach können die Mitgliedstaaten unterschiedliche Maßnahmen ergreifen, um die Verwendung von Kunststofftragetaschen dauerhaft zu reduzieren: Möglich ist etwa die Einführung von Reduktionszielen (Reduktion des Verbrauchs pro Person und Jahr auf 90 Plastiksackerl bis 2019 und 40 bis 2025), die kostenpflichtige Abgabe oder die Möglichkeit von Beschränkungen bei der Abgabe der Sackerln.

Sehr dünne Kunststofftragetaschen können aufgrund der Hygieneverordnungen bei Verpackung offener Lebensmitteln von diesen Regelungen ausgenommen werden. Die Auswahl der Maßnahmen bleibt den einzelnen Mitgliedstaaten überlassen.

In mehreren österreichischen Gemeinden setzt man sich bereits seit Jahren mit kreativen Initiativen für den Kampf gegen das Plastiksackerl ein. (Bild: ZVG)