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Randegg: Partnergemeinde seit 1969

Der gemeinsame Name hat im Laufe der Geschichte beider Ortschaften schon zu Missverständnissen geführt. Briefe wurden an den falschen Ort gesendet. Sendungen, die an die niederösterreichische Ortschaft Randegg geplant waren, landeten im deutschen Hegau. Im Gegenzug verirrten sich Briefe im niederösterreichischen Erlauftal. „Der damalige Postamtsleiter Laurencius Dötzl sah dann im internationalen Postlexikon nach, wo dieses andere Randegg zu finden ist“, so Andrea Faschingleitner, Standesbeamtin im niederösterreichischen Gemeindeamt Randegg.

Diese Verwechslungen waren der Ausgangspunkt für die mittlerweile seit 1969 bestehende Partnerschaft zwischen dem deutschen und österreichischen Randegg. Beide verspürten damals den Wunsch, diesen Zufall nicht auf sich beruhen zu lassen und gründeten deshalb eine Partnerschaft, die bis heute standhält.

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Bild: ZVG

Gemeinsam statt einsam

Das deutsche Randegg, das sich im Hegau befindet, ist ein Ortsteil der über 10.000 Einwohner Gemeinde Gottmadingen in Baden-Württemberg. Das österreichische Pendant Randegg liegt hingegen im niederösterreichischen Bezirk Scheibbs. Der erste Besuch fand noch im selben Jahr statt, bei dem die Randegger die Möglichkeit hatten, sich erstmals kennen zu lernen. Mittlerweile kann diese Partnerschaft auf eine 45-jährige Geschichte verweisen, die für beide ein wichtiger Bestandteil der kommunalen Identität darstellt. Seit damals sind nicht nur Papiere unterzeichnet worden, die diese Parnterschaft amtlich gemacht haben, sondern auch erste Freundschaften kamen zustande. Die Randegger organisierten im fünfjährlichen Rhythmus Partnertreffen, bei denen jeweils die deutsche und die österreichische Kommune zum Zug kommen. Volksfeste stehen am Programm und neben dem Stammtischgespräch entwickeln sich auch immer wieder Romanzen. Mittlerweile sind schon drei Eheschließungen zwischen Randeggern vollzogen worden.

Mit der Handschrift des Partners

Neben dem gemütlichen Beisammensein gibt es aber auch eine politische Agenda. Die Gemeinden arbeiten interkommunal zusammen und tauschen auch ihre Erfahrungen, wie zum Beispiel beim Baurecht, aus. Im Zuge dieser über Jahre bereits andauernden interkommunalen Kooperation haben sich Projekte entwickelt, die auch auf dem internationalen Parkett Wertschätzung genießen.

Ein solches Projekt ist die „Experimentelle“, die seit 1988 im zweijährlichen Rhythmus stattfindet und in mehreren europäischen Ländern gastierte. Die Gemeinde Randegg, die auch als „Perle des kleinen Erlauftals“ bekannt ist, richtete die internationale Kunstausstellung in den Jahren 2006 bis 2012 aus. Die Bürgermeisterin der österreichischen Gemeinde, Claudia Fuchsluger betont nicht ohne Stolz: „Um jungen Künstlern eine Plattform zu bieten und ihre Werke einem größeren Publikum bekannt zu machen, wurde das Projekt ins niederösterreichische Randegg geholt.“ Es gab diesbezüglich Gespräche mit der Gemeinde Randegg im Hegau, die die Veranstaltung damals im örtlichen Schloss präsentierte. „Nach Gesprächen mit der Partnergemeinde hatte man die Gelegenheit beim Schopf gepackt und die Kunstausstellung in den Meiershof in Perwarth verlegt“, so die Ortschefin weiter.

Doch bei der Kunst hört die Freundschaft nicht auf. Wenn man sich auf Spurensuche in die niederösterreichische Gemeinde begibt, dann wird man früher oder später auf die Hegaustraße stoßen. Ebenso spannend wäre ein Spaziergang am Erlaufweg im deutschen Randegg. Beide Ortsbilder sind mit der Handschrift ihres Partners versehen, gegenseitige Wertschätzung macht die Partnerschaft besonders.

The summer of 69

Beim letzten Zusammentreffen der Ortschaften, das vom 4. bis 6. Juli 2014 stattfand, wurde nicht nur das 45-jährige Jubiläum gefeiert, sondern auch das 150-jährige Bestehen des örtlichen Musikvereins, sowie das 800-jährige Bestehen der Hegauer Gemeinde. Beim Besuch des österreichischen Nachbarn dürfen die Noten natürlich nicht fehlen. Mit Blasmusik werden die Gäste aus dem Erlauftal empfangen, beim Volksfest sitzen Jung und Alt dann gemütlich beisammen. Bis in die Morgenstunden wird geplaudert, getrunken und volksgetanzt. „Auch in der Zukunft werden die Randegger Treffen veranstalten und Feste feiern. Die Einbindung der Jugend ist uns dabei ein Anliegen“, merkt Claudia Fuchsluger an.

Die Verpartnerung der niederösterreichischen Gemeinde Randegg und der deutschen im Hegau ist eine 45-jährige Erfolgsgeschichte, die mit vermissten Postkarten begann und sich zu einer interkommunalen Freundschaft entwickelte. Als die Ortschaften erstmals aufeinandertrafen, war Österreich noch nicht Mitglied in der Europäischen Union, doch der Verlauf dieser Partnerschaft zeigt, dass der Europäische Gedanke schon damals lebendig war.

Die Randegger Jugend ist der Erbe einer jahrzehntelangen Freundschaft. Hier ist sie beim Volkstanzen in Tracht. (Bild: ZVG)