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Piano per pedes in Gießhübl

Kinder haben einen spielerischen Zugang zur Welt des Lernens – seien es Sprachen, Musikinstrumente oder Bewegungen. Zweifelsohne ist die musikalische Früherziehung eine wichtige Stufe in der kindlichen Entwicklung. Aufgrund ihres natürlichen Bewegungsdrangs lieben Kinder alle Arten von Beschäftigung, bei denen sie Intuition, Intellekt und Körper gemeinsam einsetzen können. Genau diesen Nerv traf Bürgermeister Eugen Krammer, als er 2008 einen mechanischen Prototyp des sogenannten „Piano per pedes“ – inspiriert von einem Youtube-Video – hergestellt hatte, ursprünglich zu seinem eigenen Vergnügen. Die Idee stammt aus den USA, wo sogar Meisterschaften existieren, bei denen auch klassische Stücke gespielt werden. Bei dem konstruierten „Piano per pedes“ handelt es sich um ein elektronisches „Riesenklavier“ mit einem Umfang von zwei Oktaven, welches von mehreren Kindern gleichzeitig mit den Füßen – im Gehen, Hüpfen oder Laufen – gespielt werden kann. „Nach einer Vorführung im Kindergarten Eins in Gießhübl wünschte sich die dortige Kindergartenleiterin das Instrument für ihre Kindergartenkinder“, erzählt Krammer.

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Bild: ZVG
„Das bunte Tastenballett“ mit „Partitur“ in Aktion.

Innovativer Klavierunterricht für Kindergartenkinder

Mit der Installation dieses „Riesenklavieres“ wurden die Kleinen regelmäßig mit der Musik eines Tasteninstruments vertraut gemacht. Da sich Kinder in diesem Alter in der Regel nicht für längere Zeit statisch mit einem Instrument befassen wollen, eignet sich das „Piano per Pedes“ aufgrund seiner robusten Konstruktion sehr gut als „musikalisches Turngerät“. Das am Boden liegende „PPP“ kann von den Kindern „bestiegen und bewandert“ werden, in Kombination mit den dadurch entstehenden Klängen und Geräuschen regt es zudem die Phantasie und das Interesse an der Musik an.

„Der Grundgedanke war also, das Musizieren mit der Möglichkeit freier Bewegung zu kombinieren, da Vorschulkinder einen ausgeprägten, gruppenorientierten Bewegungsdrang haben“, erzählt der Initiator. Bislang wurden im Kindergarten in erster Linie Rhythmusinstrumente und Schlagwerke eingesetzt, die klassischen Tasteninstrumente wie Klavier, Keyboard oder Harmonika kamen hingegen kaum zum Einsatz. Die Begeisterung für das Musizieren mit den Füßen hat  während der vierjährigen Praxiserprobung stetig zugenommen und so entwickelte der Musikliebhaber ein kostengünstigeres serienreifes Instrument. Dank einer Folientastatur und einer Selbstbauanleitung kostet dieses nur 200 Euro – und liegt damit deutlich unter dem Wert des amerikanischen Vorbildes – und kann in zwei Stunden montiert werden.

„Mittlerweile haben wir in insgesamt acht Gemeinden zehn Klaviere installiert. Ich möchte es gerne zu einem Landesprojekt führen“, so Krammers ambitionierte Vision. Bis 2015 sollen alle Kindergärten des Bezirks Mödling mit diesen Klavieren ausgestattet werden.

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Bild: ZVG
Und so funktioniert das PPP: Einfach rauf und drauflos gehen – also kinderleicht.

Klavierspielen ohne Noten mittels „Farben-Partitur“

Das aktuelle Projekt, „Das bunte Tastenballett“, ist eine Weiterentwicklung der amerikanischen Idee. Anstatt Noten zu lernen, werden bunte Farbpickerl auf die Tasten geklebt und die Kinder haben dann die Möglichkeit, anhand einer Farbenabfolge, klassische Kinderlieder wie „Hänschen klein“ nachzuspielen. Bis zu drei Kinder können gleichzeitig auf dem Klavier nach Farben spielen. „Derzeit entsteht sogar ein kleines Album, das in circa drei Wochen fertig sein wird“, freut sich Krammer über die Entwicklung seines Projekts. Auch die erste Volkschule hat bereits ihr Interesse kundgetan. „Das elektronische 'Riesenklavier' wird mit Batterien betrieben und ist somit auch völlig ungefährlich und kinderfreundlich. Es kann auch an die Wand gehängt werden, was natürlich sehr praktisch ist.“ Circa zehn bis 15 Prozent der Kindergartenkinder bitten nach solchen „Turn-Musikstunden“ darum, richtig Klavierspielen lernen zu dürfen. Besonders Mädchen zeigen großes Interesse, aber auch Buben können sich für das Klavierspielen begeistern.

Die Materialkosten für die ersten 20 Instrumente werden im Rahmen des vom Land Niederösterreich geförderten und von Bgm. a. D. Eugen Krammer geleiteten Projekts 'Smart District Mödling' den Gemeinden refundiert, die jeweils zwei bis drei Montagestunden werden von den jeweiligen Gemeinden (Bauhof oder engagierte Gemeindefunktionäre) gemeinsam mit Krammer erbracht. Das Projekt „Smart District Mödling“ ist eine freiwillige Zusammenarbeit aller 20 Mödlinger Gemeinden zur möglichen Effizienzsteigerung und Kostenreduktion in vielen verschiedenen Bereichen.

Für diese innovative Idee wurde die Gemeinde Gießhübl mit dem „Impuls-Award“ ausgezeichnet.

Das robuste Instrument hält viele Kinderfüße aus. Initiator Eugen Krammer (hinten links) freut sich über das große Interesse an seinem Werk. Bild: ZVG