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Österreich bei E-Government weiter top

7.10.2014 – Österreich darf weiterhin zu Recht als E-Government-Vorreiter bezeichnet werden. Es sind ein weiteres Mal die Österreicher, die das elektronische Angebot an Formularen und Informationen der Behörden am meisten nutzen. Laut aktuellem eGovernment Monitor erhöhte sich der Wert von 65 Prozent im Jahr 2013 auf 72 Prozent im Jahr 2014. In Deutschland haben nur 45 Prozent in den letzten zwölf Monaten E-Government-Angebote genutzt. Auf Platz zwei liegt Schweden mit 71 Prozent und die Schweiz folgt mit 61 Prozent.

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Quelle: eGovernment Monitor 2014
Bei der Nutzung der elektronischen Verwaltungswege ist Österreich an der Spitze.

Bei Zufriedenheit nur auf Platz drei

Die Zufriedenheit hat sich von 2013 auf 2014 nicht gesteigert. Sie liegt konstant bei 63 Prozent. Spitzenreiter Schweiz konnte seine Zufriedenheitswerte von 84 Prozent im Jahr 2013 auf 87 Prozent 2014 sogar noch steigern. Mit 52 Prozent zufriedenen Usern ist Deutschland wieder Schlusslicht.

In diesem Zusammenhang ist die Anzahl der Behördenkontakte wichtig. Während in Deutschland ein Bürger nur durchschnittlich fünf Behördenkontakte im Jahr hat, sind es in Österreich und der Schweiz acht und in Schweden gar elf Behördenkontakte pro Jahr.

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Quelle: eGovernment Monitor 2014
Bei der Zufriedenheit liegt allerdings die Schweiz deutlich an erster Stelle.

Länderweise starke Unterschiede bei Ansprüchen an E-Government

Was muss die elektronische Abwicklung von Behördengängen beinhalten, damit sie genutzt werden? In Österreich muss diese vor allem Datensicherheit und Datenschutz gewährleisten (54%). In Deutschland ist dieser Aspekt noch wichtiger – dort finden dies 58 Prozent am wichtigsten. Dagegen finden die Datensicherheit in der Schweiz beispielsweise nur 39 Prozent wichtig. Viel wichtiger ist dort die Bequemlichkeit, also Sachen erledigen zu können, ohne dafür aufs Amt gehen zu müssen (53%). In Österreich liegt dieser Wert bei 45 Prozent.

Warum mögen die Österreicher noch das heimische E-Government-Angebot? Für die Hälfte ist die zeitliche Unabhängigkeit von Öffnungszeit ein ausschlaggebender Grund. In den anderen Ländern liegt dieser Wert bei 45 Prozent.

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Quelle: eGovernment Monitor 2014
Die Nutzer in Österreich und Deutschland haben andere Prioritäten als jene in Schweden und der Schweiz.

Wo liegen die Barrieren bei der Nutzung?

Der Hauptgrund, warum die Österreicher das vielfältige Angebot an elektronischen Verwaltungsdiensten nicht nutzen ist, dass diese nicht bekannt sind (81%). Der zweithäufigste Grund ist die mangelnde Datensicherheit/Datenschutz (61%). Österreich ist auch Spitzenreiter bei der mangelhaften Durchschaubarkeit des Angebots (59%). Die Leute finden oft nicht, was sie suchen. Deutlich geringer ist dieser Wert zum Beispiel in Schweden, wo dies nur 25 Prozent behaupten.

Wo liegen nun die konkreten Bedenken beim Thema Datensicherheit? Stark angestiegen sind von 2013 auf 2014 vor allem die Angst vor Datendiebstahl (2013: 55%; 2014: 62%) und die Befürchtung im Hinblick „gläserner Bürger“ (2013: 55%; 2014: 64%). Schwächer geworden sind hingegen die Bedenken gegen die mangelnde Sicherheit bei der Datenübertragung (2013: 60%; 2014: 53%).

Mag. Dr. Peter Parycek ist einer der führenden österreichischen Wissenschaftler im Bereich E-Government. (Bild: ZVG)Dokumentenmappe gehört bald der Vergangenheit an

Peter Parycek, der E-Government-Experte der Donau-Uni Krems, sieht bereits Zeiten entgegen, in denen man keine Dokumente mehr zur Behörde bringen muss: „Ich freue mich diesbezüglich auf die Zukunft. Österreich ist führend, was die Zusammenführung der Register betrifft. Auch über die Einführung des Zentralen Personenstandsregisters, werden wir trotz aller derzeitigen Probleme in fünf Jahren glücklich sein, denn Dokumente, die der Bürger bis jetzt beispielsweise für die Ausstellung eines Reisepasses mitbringen musste, werden künftig in den Registern gespeichert sein. Der Bürger wird sich damit in nicht allzuferner Zukunft seine Dokumente auch selbst ausdrucken können.“

Auch 21-30 Prozent der Befragten österreichischen User finden das Ende der Dokumentenmappe sehr verlockend. Noch verlockender hingegen finden sie Erinnerungen, die sie auf Wunsch an den Ablauf von Reisedokumenten beispielsweise aufmerksam machen (31-40%).

Öffnungszeiten und Formulare gehören bereits zum Standardrepertoire

Zu den Leuchtturmprojekten des E-Government in Österreich gehört sicherlich die elektronische Abwicklung der Steuererklärung und auch die elektronische Abfrage der Fahrplanzeiten. 66 Prozent der deutschen und 75 Prozent der österreichischen Internetnutzer wissen, dass sie online eine Fahrplanauskunft für den öffentlichen Nahverkehr einholen können, 58 Prozent (DE) und 67 Prozent (AT) nutzen dieses Angebot auch. Noch stärker sind die Unterschiede zwischen Österreich und Deutschland bei der elektronischen Abwicklung der Steuererklärung: Während bei uns die Nutzung bereits bei 65 Prozent liegt, sind es in Deutschland nur 31 Prozent. Der Hauptgrund liegt für 88 Prozent der Österreicher in der schnelleren Abwicklung (DE:74%).

Von mindestens ebenso vielen Nutzern (55%) werden aber auch die Öffnungszeiten des Gemeindeamts oder der Freizeitbetriebe nachgeschaut. Interessant auch die Unterschiede beim Parkscheinlösen: In Österreich wissen 30 Prozent von der Onlinevariante des Parkscheins, in Deutschland sind es nur sechs Prozent. Wirklich genutzt wird diese Möglichkeit in Österreich von immerhin 16 Prozent, in Deutschland von nur zwei Prozent.

Nachvollziehbarkeit politischer Entscheidungsprozesse „ausbaufähig“

In punto direkter Beteiligung der Bürger an Prozessen der Behörden oder für Online-Konsultationen hat die Schweiz eindeutig die Nase vorn. 23 Prozent der Schweizer Internetnutzer geben an, Einblick in die Prozesse der Behörde zu haben, 16 Prozent nutzen diese Möglichkeit auch. In Österreich liegen diese Werte bei 17 bzw. sechs Prozent. Beim Einblick in Ausgaben und Mittelverwendungen sind die Angaben fast in jedem Land gleich: Nur 16 Prozent der österreichischen, Schweizer und schwedischen Nutzer kennen das Angebot, nur sechs Prozent der Österreicher, zehn Prozent der Schweizer und sieben Prozent der Schweden nutzen dieses auch. Noch schlechter ist die Lage in Deutschland, wo nur vier Prozent wissen, wo es Einblick gibt. Besser genutzt werden Angebote der Gemeinden, in denen Daten zur freien Verfügung stehen und beispielsweise für die Erstellung von Stadtkarten genutzt werden können. Dabei liegt Österreich im Mittelfeld mit 20 Prozent Nutzern. In der Schweiz sind es stolze 39 Prozent.

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Quelle: eGovernment Monitor 2014
Insgesamt 69 Prozent der österreichischen Befragten glauben an die wachsende Bedeutung des Handys für E-Government.

Zukunft liegt in der Handysignatur

„Die Formulare für die gängigsten Behördenwege sind bereits in fast allen Gemeinden auf der Homepage zu finden. Die Zukunft sehe ich aber nicht unbedingt in der Anwendung der Bürgerkarte als digitale Unterschrift, sondern in der Handysignatur. Smartphones, mit denen man auch im Internet surfen kann, sind die neuen Laptops. Gerade die sozial schwächeren Schichten nutzen hier vermehrt ihre Mobiltelefone. In diesem Bereich muss allerdings in den nächsten fünf Jahren noch einiges getan werden, denn die Homepages und die Formulare sind derzeit großteils noch nicht für die Anwendung am Handy ausgelegt“, weiß Parycek. Bürgerkarte und Handysignatur verwenden laut Bundeskanzleramt bereits 500.000 Österreicherinnen und Österreicher. Rund 8.000 Mal werden die Signaturen täglich verwendet. Die Einsatzgebiete der Online-Anwendungen für die Bürgerkarte reichen von „A“ wie Alterspensionsantrag bis „Z“ wie Zuschuss für die Kosten der Kinderbetreuung während der Studienabschlussphase.